Bewertung: 8/10
Ich habe Autumn aus den Niederlanden bereits im Jahr 2005 live erlebt, in Hamburg als Support für ihre Landsleute Within Temptation. Damals stand noch Sängerin Nienke de Jong auf der Bühne. Ich war begeistert von der einzigartigen Stimme und dem druckvollen Sound. Mit Nienke de Jong am Mikro wurden drei Alben produziert, die mir hervorragend gefielen. Nienke verließ die Band im Jahr 2008 und wurde ersetzt durch Marjan Welman. Obwohl die beiden folgenden Alben eigentlich nicht schlecht waren, konnten sie mich jedoch nicht begeistern. Später wurde es dann auch sehr ruhig um die Niederländer. Bis sie im vergangenen Jahr, nach drei Jahre Bühnenabstinenz, ein beindruckendes Comeback beim FemME in Eindhoven feierten. Und nach fast achtjähriger Pause erschien nun das sechste Album “Stacking Smoke”.
Das erste, was wohltuend auffällt, es gibt kein überflüssiges Intro. Schon bei “The Phantom Limb” taucht man ein in düster klingende Sound-Gebilde ein. Dazu passt der ruhige Gesang von Marjan Welmann hervorragend. Dieser ist nicht ganz so dunkel, wie bei ihrer zweiten Band Vetrar Draugurinn (eine neue Doom Metal Band aus den Niederlanden). Sehr auffällig sind die Gitarren. Die Kompositionen und Arrangements sind ganz klar auf drei Gitarristen ausgerichtet. Ich kenne nicht viele Bands, die ebenfalls gezielt mit drei Gitarren arbeiten (Iron Maiden, Alice Cooper). Im Gegensatz zu den genannten ist der Gitarrensound bei Autumn allerdings wesentlich ruhiger, ja fast schon introvertiert. Bei “Old Fuel” knallen die Gitarren etwas mehr, ohne wesentlich das Tempo anzuziehen. “Blackout” ist dann zeitweise etwas schneller und rockiger. Das wird dann später noch durch “Thursday” überboten. Hier schlagen Autumn eine Brücke zur Frühphase der Band. “Thursday” ist für mich der musikalische Höhepunkt des Albums. Den Abschluss des Albums bildet eine Tetralogie namens “Forging Tempest”. Diese vier thematisch zusammengehörigen Songs sind wohl der künstlerische Höhepunkt. Mit den diversen Melodie-, Tempo- und Rhythmus-Wechseln erkennt man sind diese schon recht progressiv. Überragend finde ich hier die Ballade “Shift to Silence”. Als Vorbilder werden eben auch Bands wie Oceansize, The Gathering oder auch Pink Floyd genannt. Vorbilder nicht im Sound, sondern in den Songstrukturen.
Ich muss sagen, Autumn 2019 gefallen mir genauso gut wie Autumn 2005. Sicherlich klingt “Stacking Smoke” anders als “Summer’s End” (2004). Mit “Stacking Smoke” ist den Niederländern ein reifes und atmosphärisches Album gelungen. Auf ihrer Facebook-Seite beschreiben sich die Musiker als “heavy headstrong rock collective”. Und “eigensinnig” (headstrong) beschreibt den Sound ganz genau. Ist das Doom, ist das Metal, ist das Rock? Von jedem etwas. Autumn haben ihre eigene Nische in der Welt des Rock/Metal gefunden. Mit “Stacking Smoke” melden sie sich eindrucksvoll zurück.
Autumn auf Bandcamp: https://autumn-band.bandcamp.com/album/stacking-smoke
Lineup:
Marjan Welman – Vocals
Jan Munnik – Piano, Synths, Samples
Mats van der Valk – Guitars
Jens van der Valk – Guitars
Ronald Landa – Guitars
Maurice van der Es – Bass
Jan Grijpstra – Drums
Label: Painted Bass Records
VÖ: 24. Januar 2019
Spieldauer: 56:47
Titelliste:
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The Phantom Limb
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Old Fuel
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Stacked Smoke
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Blackout
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Cyanide Sky
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Where The River Ends
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Thursday
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Fury [Forging Tempests part I]
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Shadow North [Forging Tempests part II]
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Shift to Silence [Forging Tempests part III]
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Beacon [Forging Tempests part IV]