Bewertung
Album (40%): 9/10
Cover-Art (20%): 7/10
Songwriting (40%): 9/10
ø: 8,6/10
Es ist kompliziert. Die Gründer der Band stammen aus den Niederlanden. Die Mit-Musiker kommen aus unterschiedlichen Ländern. Die Band Epinikion hat ihren Sitz jetzt in nordbelgischen Essen, nahe der Grenze zu den Niederlanden. Und das Wort „Epinikion“ stammt aus dem griechischen und bedeutet in etwa „Hymne für den Sieger“. Im antiken Griechenland wurden die Heldengeschichten von Athleten nach ihren Siegen bei Großereignissen in einem Epinikion besungen. Gegründet wurde die Band 2021. Ein Jahr später ist das Album-Debüt „Inquisition“ fertiggestellt.
Mit der anderthalbminütigen Ouvertüre „The Council Of Troubles“ startet das Album. Ich sage hier bewusst nicht Intro. Denn dieses Stück steht in der Tradition großer Oper-Ouvertüren. Die Streicher und epische Chorusse versetzen den Hörer weit in die Vergangenheit. Zu Beginn des Titelsongs „Inquisition“ ist eine Glocke zu hören. Es wird eine bedrohliche Stimmung erzeugt. Die Inquisition in Europa war nun mal eines der düstersten Kapitel der Menschheitsgeschichte. Dann braten die Gitarren. Und Gastmusiker Levent Gasgil brilliert mit Gitarrensoli. Eindrucksvoll ist die druckvolle Orchestrierung. So songdienlich hört man diese selten. Und Sängerin Eleonora Damiano gelingt der Spagat zwischen hohem Sopran und tieferem dunklen Timbre hervorragend. „Love So Sublime“ startet mit einer drückenden Basslinie. Die tiefergestimmten Gitarren fallen in den vorgegebenen Rhythmus ein. Und die Sängerin zeigt, dass sie sich im tieferen Ton-Bereich offensichtlich am wohlsten fühlt. Bei „Welcome To The Wonderful World Of Jealousy“ wird dann mehr losgerockt. Für diese Rockoper haben sich Epinikion eine Vielzahl von Gastsängern eingeladen. So kann man bei der Rock-Hymne „Stand Up And Fight“ Loek Verlaan hören. Bei „In The Middle Of The Night“. verzaubert uns der Sopran von Tamara Bouwhuis (Whiteabbey, Dim Crimson, diverse Cover-Bands). Gegen zu kurze Songs haben die Musiker wohl etwas. Die meisten Songs sind länger als vier Minuten. Die wunderschöne Power-Ballade „Sail Away“ bringt es sogar auf achteinhalb Minuten. Erst gegen Ende wird so richtig Fahrt aufgenommen. Die bekannteste Sängerin unter den Gästen ist wohl die Burning Witches Shouterin Laura Guldemond bei „False Faced Demon“. Passend zur Sängerin ist das wohl auch einer der härtesten Songs des Albums. Und der kürzeste Song „If I Could Turn Back Time“ wartet dann gleich mit zwei Gastsängerinnen auf (Monique de Bruin, Debby Zimmermann). Eine weitere betörende Ballade. Der Gesang wird lediglich von Piano und Streichern unterlegt. Die letzten beiden Tracks („Strangers In The Dark“, „The Courage To Change“) rocken dann noch einmal munter vor sich hin. Und bei Letzterem kann man sogar noch einige Growls vernehmen.
„Inquisition“ ist ein Symphonic Metal-Album, das fast völlig ohne das Wechselspiel „Die Schöne und das Biest“ auskommt. Und auch die Orchestrierung wirkt äußerst dezent. Man kann somit die Betonung wohl eher auf Metal oder Rock legen, angereichert und aufgewertet durch symphonische Elemente. Das ist wohl eines der besten Alben dieses Genres, das ich in den letzten Jahren gehört habe. Ausgefeiltes Songwriting, hervorragende Musiker, großartiger Gesang, das sind die Highlights von „Inquisition“. Lediglich das Artwork scheint nicht so recht zum Album-Titel zu passen.
Epinikion – Welcome to the Wonderful World of Jealousy (OFFICIAL VIDEO): https://youtu.be/e_uUsJigJcg
Lineup:
Eleonora Damiano – Vocals
Robert Tangerman – Rhythm Guitar
Emre Demir – Bass
Renate de Boer – Keys
Session musicians:
Levent Gasgil – Lead Guitar
Tirtzah Bego – Drums
Guests:
Loek Verlaan
Tamara Bouwhuis
Laura Guldemond
Monique de Bruin
Debby Zimmermann
Label: Selbstrelease
VÖ: 21. April 2022
Spieldauer: 01:03:58
Titelliste:
- The Council Of Troubles
- Inquisition
- Love So Sublime
- Welcome To The Wonderful World Of Jealousy
- Stand Up And Fight
- On The Brink Of Despair
- In The Middle Of The Night
- Sail Away
- False Faced Demon
- If I Could Turn Back Time
- Strangers In The Dark
- The Courage To Change