Bewertung
Album (40%): 10/10
Cover-Art (20%): 10/10
Songwriting (40%): 10/10
ø: 10/10
Sie sind ein Phänomen, die vier Musiker aus Washington DC. Gegründet wurden A Sound of Thunder im Jahr 2008 von Schlagzeuger Chris Haren und Gitarrist Josh Schwartz. Ein Jahr später stieß Sängerin Nina Osegueda zur Band. Lediglich am Bass gab es in den ersten zwei Jahren so einige Besetzungs-Wechsel. Bis 2010 mit Jesse Keen der passende Tieftöner gefunden wurde. Und dieses Lineup hat sich bis heute nicht geändert. Was ASoT so einmalig ist macht ist, dass sie bis heute noch keinen Plattenvertrag unterschrieben haben. Alle Alben entstanden in Eigenregie. Viele konnten über mehr als erfolgreiche Crowdfunding Kampagnen finanziert werden. Ein hoch auf die treuen Fans. In diesem Jahr zelebriert das Quartett nun den zehnten Jahrestag des aktuellen Lineups. Dafür haben sie sich etwas ganz Besonderes ausgedacht. Zwölf Songs aus ihrer bisherigen Kariere wurden neu im Studio aufgenommen und auf einen Silberling gepresst. Erstmalig wurde bei den Aufnahmen mit einem Komponisten (Brad Charles, Magic Giraffe Soundworks) zusammengearbeitet. Seine Orchestrierungen sorgen für jede Menge Epik im Sound. Aber das ist nicht alles. Zusätzlich wurde ein Buch gestaltet, mit 76 Seiten. Nicht unerwähnt soll die Bonus CD bleiben. Diese enthält weitere zwölf Tracks, alternative Song-Versionen, die zum Teil eine völlig andere Seite der Musiker zeigen. Es versteht sich sich von selbst, dass auch für dieses ambitionierte Projekt erfolgreich via Crowdfunding finanziert wurde.
Was liegt näher als das Album mit dem Song zu eröffnen, der als Titel den Bandnamen trägt. “A Sound Of Thunder” zeigt von Beginn an deutlich, dass dies kein normales Album ist. So eine bombastisch orchestrale Einleitung hat man von der Band bis dato noch nicht gehört. Die ersten zwei Minuten sind quasi die Ouvertüre, wie sie bei klassischen Symphonien oder auch Opern üblich ist. Aber dann setzt der gewohnte Band-Sound ein. Der gewohnte? Nicht ganz. Obwohl die Rhythmus-Abteilung so richtig Gas gibt und Sängerin Nina Osegueda sich die Seele aus dem Leib brüllt, die orchestrale Untermalung ist immer präsent. Zu “Explorer” schrieb Josh Schwartz die Musik bereits 2008. Aber weder auf der ersten EP noch auch dem Debüt-Album war der Song zu hören. Die Zeit war einfach noch nicht reif. So dauerte es tatsächlich zwölf Jahre, bis die Band dieses epische Monumentalwerk aufgenommen hat. Mit mehr als dreizehn Minuten der längste Song, den die Band je produziert hat. Aber nun können die Fans ihn ausgiebig genießen. Zunächst glaubt man einen keltischen Folksong zu vernehmen. Das ist wohl die beste gesangliche Leistung von Nina, die ich je gehört habe. Nach gut drei Minuten wird “Explorer” zu einer großartigen Midtempo-Hymne. Warum nur haben die Musiker diesen Song so lange vor uns “versteckt”? Auch wenn man eigentlich kaum einen Song des Albums hervorheben mag, dieser ist wohl das absolute Highlight. “Walls” ist dann lupenreiner Power Metal. Hier hat man sich etwas von Iron Maiden inspirieren lassen. “The Buried Truth” stammt vom Debüt-Album “Metal Renaissance”. Das Erscheinungsjahr (2011) war auch das erste Jahr ohne Lineup-Änderung. Eigentlich favorisieren die Fans andere Songs von diesem Album. Die Wahl für die Neu-Aufnahme war somit nicht gerade leicht. Texter Chris Haren hat dazu wohl eine besondere Beziehung. Somit hat es diese Große Metal-Hymne geschafft, auf dem Jubiläums-Album zu landen.
“Discovery” wurde lediglich zweimal live präsentiert, gehört aber zu den Lieblingsstücken der Band. Eine weitere klassische Rock-Hymne aus den Anfangsjahren der Band. Zu schön, um in Vergessenheit zu geraten. Auch bei “Time’s Arrow” orientieren sich ASoT weitgehend am klassischen Hard-Rock mit seinen Stadion-Hymnen. Dieser Song könnte ebenfalls in großen Arenen zelebriert werden. Für Bassisten Jesse Keen ist dieser Song gewissermaßen eine Premiere. Sind es doch seine ersten Spoken Words. Und es sorgt beim ihm immer noch für Gänsehaut, wenn er sich selbst die Worte “Destination 2020” sagen hört. Eine Mischung aus ganz großen erhebenden Themen sowie Finsternis und Brutalität, das ist “Queen of Hell”. Sängerin Nina Osegueda bringt dies gesanglich hervorragend rüber. Sie ist die Schöne und das Biest in Personalunion. Das Gitarrensolo sieht Gitarrist Josh Schwartz als eine Hommage an sein großes Idol Ritchie Blackmore. Obwohl ein Album später, schließt “Udoroth” nahtlos daran an. Die Band sucht den Bösewicht für die Queen of Hell und fand ihn in “Udoroth”. Seit dieser Zeit ist diese Figur auch zum Band-Maskottchen geworden. Der Autor dieser Zeilen besitzt ein Bandshirt mit diesem Motiv. Dazu haben die Comic-Fans A Sound of Thunder auch ein animiertes Video produziert. Und bitterböse, wie diese Kreatur, ist auch der Sound.
“Elijah” startet zunächst ruhig. Ninas Gesang ist ungewohnt sanft. Auch hier wird zunächst wieder viel orchestraler Bombast aufgefahren. Aber der zweitlängste Song des Albums ist vielschichtig angelegt. Später kommt wieder das Biest in der Sängerin zum Vorschein. Der Gesang wirkt stellenweise hektisch, angepeitscht vom intensiven Schlagzeug-Spiel. Auf “Tales from the Deadside” wurde ein Comic vertont. Und so erzählt “Can’t Go Back” von der Herkunft des Shadowman. Natürlich darf auch die katalanische Hymne, das Traditionell “Els Segadors” nicht fehlen. Immerhin ist die Sängerin zur Hälfte katalanischer Abstammung und hat somit eine große Verbundenheit mit dieser nordöstlichen Region Spaniens. Die Auftritte in Barcelona gehören wohl zu den absoluten Höhepunkten in der Bandgeschichte. Es beeindruckt mich immer wieder, mit wie viel Gefühl die Band diesen traditionellen Song in den Metal-Himmel gehievt haben. Dieser Song stammt, wie auch der Rausschmeißer “Phantom Flight” vom bislang letzten reguläre Album der Band “It Was Metal”. Und auch dieser hat eine lange Geschichte. Das grundlegende Riff wurde um das Jahr 2010 herum geschaffen. Aber gute Songs müssen eben reifen. Erst 2016 hatte Josh die zündende Idee, wie er diesen Song fertigstellen konnte. Hier bekommt Nina männliche Unterstützung durch den aktuellen Accept-Sänger Mark Tornillo. Zwei großartige Metal-Stimmen in Duett. Wie kann man so ein Album besser abschließen?
Zusätzlich gibt es noch eine Bonus CD. Auf dieser kann man viele A Sound of Thunder Songs in neuem Gewand hören. Am beeindruckendsten sind hier die orchestralen Versionen. Man höre sich da nur “Phantom Flight” oder auch “Els Segadors” an. Der Band-Song “A Sound Of Thunder” ist in einer rein instrumentalen Fassung zu hören. Auch die akustische Version von “Too Late” weiß zu gefallen. Klang der Gesang von Nina Osegueda jemals verletzlicher? Und sie wird nur von einer akustischen Gitarre begleitet. Weniger gefallen mir die ganzen Techno- oder Industrial Remixes. Aber das ist wohl eher Geschmackssache. Trotzdem zeigen auch gerade diese, die Vielfältigkeit der vier Musiker. Ein Höhepunkt ist dann aber die mystisch klingende Version von “Discovery”. Diese könnte ich mir auch im Repertoire eine Mittelalter-Folk-Band vorstellen.
“Parallel Eternity” ist eine beeindruckende Werkschau aus zwölf Jahren A Sound of Thunder. Dadurch ist das natürlich kein gewöhnliches Album. Die Band hat in die Produktion viel Herzblut, viel Arbeit und auch viel Geld gesteckt. Alle Songs wurden neu eingespielt und dank der Arbeit Brad Charles mit viel Epik angereichert. Das ist zwar für die Band ungewohnt aber dem Anlass mehr als angemessen. Aber die Veröffentlichung ist auch ein Gesamtkunstwerk, bei dem das Buch ein unverzichtbarer Bestandteil ist. Auf 76 Seiten kann man die Geschichte von ASoT eindrucksvoll mitverfolgen, angereichter mit vielen Bild-Dokumenten aus diesen zwölf Jahren. Mir bleibt nichts anderes übrig, als dreimal die Höchstnote zu vergeben. Auf das nächste Dutzend Jahre!
Lineup:
Chris Haren – Drums, Percussion
Josh Schwartz – Guitars, Keyboards
Nina Osegueda – Vocals, Theremin
Jesse Keen – Bass, Keyboards, Vocals (backing)
Label: Selbstrelease
VÖ: 18. Dezember 2020
Spieldauer: 01:25:40 / 01:02:01 (Bonus CD)
Titelliste (Kickstarter Version):
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A Sound of Thunder (Out of the Darkness, 2012)
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Explorer
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Walls (A Sound Of Thundere EP, 2009)
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The Buried Truth (Metal Renaissance, 2011)
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Discovery (Out of the Darkness, 2012)
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Time’s Arrow (Time’s Arrow, 2013)
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Queen of Hell (Queen of Hell EP, 2012)
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Udoroth (The Lesser Key of Solomon, 2014)
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Elijah (The Lesser Key of Solomon, 2014)
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Can’t Go Back (Tales from the Deadside, 2015)
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Els Segadors (The Reapers) (It Was Metal, 2018)
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Phantom Flight (It Was Metal, 2018)
Bonus CD:
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Too Late (Acoustic)
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La Presó Del Rei De França
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Phantom Flight (Classical)
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Els Segadors (Classical)
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A Sound Of Thunder (Classical Instrumental)
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Can’t Go Back (Shadowave)
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Udoroth (That One Club From That Movie Blade Where The Sprinklers Spray Blood)
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Kill That Bitch (Thunder-Wubz)
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Discovery (Mystical)
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I’ll Walk With You (Ethereal)
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Reign Of The Hawklords (Ancient World)