Wir sind wirklich sehr stolz auf das Album – Interview mit Freakstorm

Es gibt viele Leute, die mögen Facebook nicht. Mein Verhältnis zu diesem Dienst ist auch gespalten. Aber zumindest lerne ich dadurch häufig neue Bands und mir bisher nicht gekannte Musiker kennen. So passiert vor kurzem, als ich die Gummersbacher Band Freakstorm „entdeckte“, mit Sängerin Sinah Meier. Zweiter im Bunde ist der Schlagzeuger Olli Fuchs. Entstanden ursprünglich als Halestorm-Tribute-Band, wurden schon bald eigene Songs geschrieben. Die erste Studio-Aufnahme war wohl das Halestorm-Cover „Here’s To Us“. Apropos Studio-Arbeit, hier bekam das Duo offensichtlich Unterstützung von diversen Session-Musikern. So wurden zwei EPs eingespielt („We Got The Fire“ 2018, „From Zero“ 2019). Der Traum vom ersten abendfüllenden Album wurde im August diesen Jahres wahr. Für die Produktion konnten sie niemand geringeres als Dennis Ward (Pink Cream 69, Helloween) produziert. Er übernahm auch alle Bassparts während dieser Aufnahmen. Zusätzlich spielt Oliver Hartmann (Hartmann, Avantasia) bei drei Songs die Gitarrenarbeit.

Auf dem Debüt „Storm Inside My Heart“ sind neben sieben eigenen Songs auch zwei Cover-Versionen zu hören, neben dem bereits erwähnten „Here’s To Us“ auch noch „Shot Down In Flames“ (AC/DC). Wobei mir persönlich das Halestorm Cover wesentlich besser gefällt, klingt irgendwie authentischer. Die Texte der eigenen Songs stammen aus der Feder der Sängerin, die auch bei den meisten Kompositionen (mit-) verantwortlich ist. Aufgenommen wurde in den Kangaroo-Studios. Herausgekommen sind neun zeitlos schöne Rock-Tracks, die gute Laune verbreiten. In den achtziger Jahren hat dieser Sound locker große Stadien gefüllt, weshalb seinerzeit der Sammel-Begriff „Stadion-Rock“ erfunden wurde.

Da stellt sich natürlich die Frage, wie es mit diesem Zwei-Frau/Mann-Projekt weitergehen wird. Deshalb stellte ich den beiden Protagonisten einige neugierige Fragen.

KoR: Hallo, ich bin Rainer und schreibe für Keep on Rocking. Vielen Dank, dass ich dieses Interview mit Euch führen kann. Wie geht es Euch?

Sinah: Hallo Rainer, danke uns geht’s gut. Allerdings sind wir ziemlich busy so kurz nach dem Release. Unser Album ist ja erst vor knapp drei Wochen erschienen.

KoR: Sicherlich geht es vielen Rock-Fans ähnlich wie mir. Freakstorm war mir bis vor kurzem völlig unbekannt. Stellt Euch bitte kurz vor.

Olli: Ich bin Olli und sitze bei Freakstorm an den Drums. Sinah ist die Sängerin und Songwriterin. Wir sind die beiden festen Bandmitglieder, während viele andere Musiker mithelfen oder zwischendurch mal kommen und gehen, so wie sie halt Zeit haben und je nachdem, wen wir gerade am ehesten brauchen. Freakstorm ist also eine Newcomer Female-Fronted-Hardrock-Band.

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KoR: Was habt Ihr vor Freakstorm gemacht? Habt Ihr bereits in anderen Bands Erfahrungen gesammelt?

Sinah: Olli und ich haben uns vor 18 Jahren kennengelernt, als ich mich für eine Bandneugründung bei ihm und seinen Kollegen vorgestellt habe. Seitdem machen wir beide ununterbrochen zusammen Musik. Allerdings hat es etwas gedauert, bis wir mit Freakstorm auch die passende Musikrichtung gefunden haben. Von Oldies über Akustik-Cover bis Top 40 Kram haben wir alles gemacht. Überwiegend Live gespielt. Auf Hochzeiten habe ich auch viel gesungen.

Olli: Ich war schon immer der klassische Hardrock/Heavy-Metal-Freund, aber Sinah hat etwas Zeit gebraucht, bis Sie sich vorstellen konnte, diese Musikrichtung zu singen.

Sinah: Ja, ich dachte meine Stimme ist zu brav für Hardrock. Und ich musste erst richtig Gefallen an der harten Musik finden. Das begann, als wir gemeinsam auf Halestorm-Konzerte gegangen sind und schwer abgerockt haben.

KoR: Ihr seid gestartet als Halestorm Tribute Band. Was beeindruckt Euch an dieser Band, dass Ihr zunächst deren Songs gecovert habt.

Sinah: Halestorm haben den klassischen Hardrock irgendwie auf eine neue Art in die heutige Zeit transportiert. Die Attitüde ist nicht neu, aber viel moderner verpackt. Außerdem ist Lzzy Hale eine unfassbar geile Sängerin und tolle Songwriterin. Ich bewundere ihre rockige Stimme. Die Band ist fleißig und spielt sich den Allerwertesten weltweit ab und sie haben sich ihre Fanbase hart erarbeitet. Das beeindruckt mich.

Olli: Die Halestorm-Songs sind auch sehr Schlagzeug lastig. Vielleicht ist es das, was Sängerin und Drummer verbindet an deren Musik. Sinah und ich hatten beide unseren Spaß auf Halestorm-Konzerten.

KoR: Hattet Ihr schon die Möglichkeit Lzzy Hale und ihre Jungs persönlich zu treffen?

Sinah: Ja schon oft. Irgendwann ergab sich die Gelegenheit auf ein Meet-and-Greet in Brüssel zu gehen. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt gerade unsere Coverband verlassen und waren musikalisch frei und auf der Suche nach neuen Zielen. Für das Treffen sind wir aus Spaß ins Studio gegangen und haben “Here‘s To Us” aufgenommen. Die Version haben wir Lzzy & Co dann bei dem Treffen auf CD überreicht. Auf dem Weg nach Bochum haben sie es im Tourbus gehört und abends dann vor der ganzen Halle gelobt und uns begrüßt. Das hat uns mega Stolz gemacht und wir haben ein paar weitere Abende mit Ihnen rumgehangen. Diese Erlebnisse haben mich dazu inspiriert, einen Song zu schreiben. Das war dann “We got the Fire”. Als wir ihn aufgenommen haben, habe ich so langsam das Gespür bekommen Rocksongs schreiben und singen zu können. Den Song haben wir Halestorm dann übrigens bei einem Konzert in Hawaii auch persönlich überreicht.

KoR: Inzwischen schreibt Ihr auch eigene Songs. Was hat Euch dazu bewogen?

Sinah: Nach “We got The Fire” und Ollis Zuspruch war mein Selbstbewusstsein groß genug, um eigene Rocksongs zu schreiben. Ich muss sagen, dass es seitdem auch keine Halestorm-Paralellen mehr gibt. Es sind einfach meine Songs. Viele Leute denken vielleicht, wir wären eine Halestorm-Kopie, aber das stimmt nicht. Sicherlich haben sie uns inspiriert und wir werden sie immer lieben. Aber wie das bei Künstlern ebenso ist, sind wir Freakstorm geworden. Meine Stimme klingt anders, unser Sound ist anders. “Nothing” war dann der erste Song, den wir bei Dennis Ward produziert haben. Da ging es lange nicht mehr um Halestorm.

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KoR: Wie würdet Ihr selbst den Sound Eurer Songs umschreiben?

Olli: Ich würde sagen, es ist Hardrock. Sinahs Stimme ist einfach schön, anstatt dreckig. Sie schreibt melodiöse Refrains. Trotzdem ist alles mit einem rockigen Fundament unterlegt. Vielleicht trifft Stadionrock es ganz gut. Da hast du mich gerade eben drauf gebracht.

KoR: Beim Durchsehen der Album-Credits stellt man fest, dass Sinah die Hauptarbeit beim Songwriting bewältigt. Können Olli sowie die anderen an der Produktion beteiligten Musiker ihre Ideen einfließen lassen oder ist sie der (fast) alleinige kreative Band-Kopf?

Sinah: Im klassischen Sinne bin ich die Songwriterin. Ich schreibe alle Texte und fast immer auch die Hauptmusik. Olli ist immer der Erste, der sie zu hören bekommt und gibt mir immer spontan seine Meinung und kleine Ideen. Oder er sagt, was gar nicht gut klingt. Im Studio gehen wir dann mit Dennis alle Songs und alle Texte nochmal komplett durch. Von ihm kommt ganz viel Feinschliff. Ich vertraue ihm sehr. Er holt als Produzent nochmal alles aus den Songs raus. Im Endeffekt steckt also noch viel Teamwork in den Songs.

KoR: Wie schwierig gestalteten die Studio-Aufnahmen in Pandemie-Zeiten?

Olli: Zu Beginn von Corona wurde erstmal alles auf Null runtergefahren. Alle, auch wir, waren total verunsichert, und wir sind nur zu Hause geblieben. Allerdings hatten die Songideen so viel Zeit, sich weiterzuentwickeln. Anfang dieses Jahres hatten wir das Bedürfnis, ein Lebenszeichen von der Band zu geben und sind mit dem Ziel wenigstens einen Song aufzunehmen zu Dennis gefahren. Wir haben uns alle getestet und quasi drei Tage im Studio verschanzt. Am Ende hatten wir mehr als nur die eine Single und waren heiß auf mehr. Vier Wochen später haben wir weitergemacht und als es wieder richtig gut lief, wussten wir, dass es ein Album werden würde.

Sinah: Als wir einmal im Studio angekommen waren, haben wir Corona einfach nicht mehr gemerkt. Das war eine schöne Ablenkung.

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KoR: Und schon sind wir beim Thema Freakstorm – Projekt oder Band? Sinah und Olli werden als Band-Mitglieder genannt, ansonsten greift Ihr ja auf Session Musiker bzw. Euren Produzenten Dennis Ward (Bass) zurück. Wollt Ihr künftige eine echte (Live-) Band sein?

Olli: Ich würde schon sagen, dass wir eine Band sind. Nur halt mit unterschiedlichen Besetzungen im Studio oder auf der Bühne. Im Studio hat sich die Arbeit mit Dennis Ward auch am Bass und Oliver Hartmann an der Gitarre als sehr erfolgreich etabliert. Besser kann ich mir Studio-Arbeit im Moment nicht vorstellen. Allerdings bietet die Freiheit mit wechselnden Musikern zu arbeiten auch viele tolle Möglichkeiten.

Sinah: Ich bin gespannt, mit welchen Musikern wir demnächst vielleicht mal was zusammen auf die Beine stellen. Und für Live müssen wir uns halt eine eigene Besetzung suchen, da Dennis Ward und Oliver Hartmann mit ihren eigenen Projekten ausgelastet sind. Ich kann mir die Video-Besetzung auch gut auf den Bühnen vorstellen.

KoR: Euer Debüt-Album ist seit Mitte August als MP-Download und als physische CD erhältlich. Wie zufrieden seid Ihr damit?

Sinah: Wir sind wirklich sehr stolz auf das Album. Das Feedback ist richtig gut, die Zahlen im Streaming-Bereich gehen deutlich nach oben und der Verkauf der CDs im Handel ist auch gut angelaufen. Beeindruckt bin ich tatsächlich von den Verkäufen oder Streams im Ausland, weil wir uns nicht genau erklären können, woher uns zum Beispiel die Menschen in Mexico oder Chile kennen.

KoR: Wie sind die Reaktionen von Presse und Fans auf Euren Erstling?

Sinah: Also, erstmal muss man ja dabei sagen, dass es nicht unser Erstling an sich ist. Es ist aber unser erstes vollwertiges Album. Vor zwei Jahren haben wir die EP „From Zero“ auf den Markt gebracht. Diese Veröffentlichung hat uns die ersten Türen geöffnet. Und einige Stimmen haben damals gesagt, wir müssten ein Album machen. Jetzt ist es tatsächlich so, dass es bisher durchweg positive Feedbacks gegeben hat. Die Reviews sind toll und es ist für uns faszinierend, wie genau die Kritiker sich mit den Songs auseinandersetzen. Sie sehen alle Facetten des Albums. Zum Beispiel, dass drei Stücke von der EP auf das Album übernommen wurden. Das haben wir aber ganz bewusst so entschieden. „Not the One“ sorgt als einzige Rockballade für Abwechslung, „Can‘t keep me Down“ ist einer der stärksten Freakstorm-Songs, dem wir sehr viel zu verdanken haben und „Nothing“ stand auf der EP immer irgendwie im Schatten von „Can‘t keep me Down“, welches dann eben als Single mit Video veröffentlicht wurde. Also dachten wir uns, dass „Nothing“ eine weitere Chance und mehr Aufmerksamkeit verdient hat, weil es ein guter Rocksong ist. Für die Leute, die die EP kennen, sind natürlich die neuen Stücke interessanter. Was uns total überrascht, ist, wie gut der Bonus Track „Here´s to Us“ ankommt. Das ist unsere allererste Aufnahme, wurde aber auf dem Album von Dennis neu gemischt und gemastert.

KoR: Die meisten Bands brennen darauf, ihre Studioproduktionen auch einem Live-Publikum zu präsentieren. Habt Ihr dafür bereits Pläne, wenn die Pandemie-Beschränkungen aufgehoben werden?

Olli: Nein, Pläne haben wir noch keine. Sagen wir es so, wir warten ab was kommt. Es macht keinen Sinn für uns während der Pandemie Konzerte zu planen, die dann drei Tage vorher doch noch gecancelt werden. Zumal wir ja auch erst noch das Set mit der Live-Besetzung durchproben müssten. Wenn alles wieder normal auf den Konzertbühnen läuft, haben wir aber auch wieder Lust auf Live-Konzerte. Mal sehen, was da demnächst für Festival-Anfragen eintrudeln.

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KoR: Habt Ihr auch schon einen Nachfolger für „Storm Inside My Heart“ geplant?

Sinah: Ein Album zu machen ist sehr zeitaufwendig. Es sind ja nicht nur das Songwriting und die Tage im Studio, danach kommen Fotosessions und Artwork. Dann Promo und Videodrehs. Wenn das Album dann veröffentlicht ist, geht es weiter mit Interviews etc. Es macht Riesenspaß und wir sind immer froh, wenn eine Phase geschafft ist und es in die nächste geht. Ich denke, es gehört auch dazu, dass man dann irgendwann kurz leer ist. Bei uns ist es so, dass wir warten bis der Drang alles von vorne zu beginnen ganz groß ist. So wie im Frühjahr, als wir eine Single beim Dennis aufnehmen wollten. Aber wir sind diesen Monat noch im Studio, um Bonusmaterial für Singles aufzunehmen und auch einen neuen Song. Aber an ein neues Album denken wir drei Wochen nach dem Release von „Storm Inside My Heart“ noch nicht.

KoR: Ich bedanke mich noch einmal für dieses Interview. Wollt Ihr den Fans zum Schluss noch etwas sagen?

Sinah: Wir bedanken uns auch ganz herzlich fürs Gespräch. Bei all den Leuten, die uns so unfassbar geil unterstützen, können wir uns nur bedanken und wir hoffen, dass immer neue Hörer einfach mal Spotify oder YouTube anmachen.

Freakstorm sind:

Sinah Meier – Vocals
Olli Fuchs – Drums

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