Bewertung: 8,5/10
Es geht Schlag auf Schlag bei den österreichischen Symphonic Metal Pionieren Visions of Atlantis. Die Band um Schlagzeuger und Gründungsmitglied Thomas Caser hat erst im Februar vergangenen Jahres das sechste Studioalbum “The Deep & The Dark” veröffentlicht. Nach dem großen Lineup-Änderung einige Jahre zuvor, war das quasi Album Nummer Eins der dritten Schaffensperiode der Band. Bereits anderthalb Jahre später erschien nun der Nachfolger “Wanderers”. Nachdem Sänger Siegfried Samer die Band vergangenes Jahr aus persönlichen Gründen verlassen hat, ist nun Michele Guaitoli (u.a. Temperance, Overtures) der männliche Gesangspartner von Chanteuse Clémentine Delauney. Ansonsten konnte der Mastermind auf einer stabilen Besetzung aufbauen. Es interessierte mich natürlich, wie sich die Band weiterentwickelt hat.
Mit Piano-Klängen startet das Album. Aber dann wird “Release My Symphony” zum typischen Symphonic Metal Midtempo-Song. Das Schlagzeug gibt den Rhythmus vor (Thomas Caser). Der Gesang von Clémentine Delauney überzeugt wie gewohnt. Und die neue männliche Gesangsstimme (Michele Guaitoli) passt hervorragend. Dazu die unvermeidlichen Orchester-Samples. Christian Douscha haut das erste von vielen hervorragenden Gitarrensoli raus. Unauffällig, aber für den druckvollen Sound essentiell werkelt Bassmann Herbert Glos. Und mit einem Piano-Outro endet der Opener. Dann überraschen Visions of Atlantis mit Celtic-Folk Zitaten. Rhythmisches Riffing kennzeichnet “Heroes Of The Dawn”. Für mich ist das der beste Song des Albums. Es folgte die erste (Power-) Ballade – “Nothing Lasts Forever”. Nach ruhigem Start, bei dem Clemi ihre bezaubernde Stimme zu Piano-Begleitung erklingen lässt, setzt die Rhythmus-Abteilung kraftvoll ein. Es folgen weitere typische Symphonic Metal Songs, die alle Ohrwurmpotential haben. So sind bei “A Journey To Remember” und “To The Universe” große Mitsing-Refrains zu hören. Zwei weitere Balladen sind auf dem Album, bei denen die Sängerin (fast) ausschließlich vom Piano begleitet wird (“Into The Light”, “Wanderers”). Gelegentlich sind dabei auch dezent eingesetzte Streicher zu hören. Nach dem etwas härteren und hymnischen Midtempo-Song “The Silent Scream” folgt das orientalisch angehauchte “The Siren & The Sailor”. Das von Double Bass Attacke geprägte “At the End Of The World” scheint das Ende des offiziellen Teils des Albums zu sein. Zumindest wurden die beiden folgenden Songs in keiner Besprechung erwähnt, die ich gelesen habe. “Bring The Storm” ist wesentlich härter gespielt und somit etwas untypisch. Ganz zum Schluss gibt es noch ein Cover des niederländischen Trance DJ Armin van Buuren. Ich habe mir das Original angehört. Hätte da nicht Sharon den Adel (Within Temptation) gesungen, hätte ich sofort abgebrochen. Da gefällt mir die Version von Visions of Atlantis um Klassen besser.
Großes Orchester, harte Riffs, melodische Gitarren, wunderschöne Melodien und ein überzeugendes Gesangsduo – Symphonic Metal Herz was willst Du mehr. Könnte man meinen. Aber das Album zeigt auch die ganze Tragik dieses Genres in der aktuellen Zeit. Es gibt kaum Weiterentwicklung. Sicher, die Musiker liefern sehr gut ab. Druckvoller Bass, filigrane Gitarrensoli und der Bandchef leistet häufig Schwerstarbeit hinter der Schießbude. Aber die Band ist für meinen Geschmack zu sehr auf Nummer sicher gegangen. Sicherlich, Visions of Atlantis wollen anknüpfen an die großen Frühwerke des letzten Jahrzehnts. Das gelingt jedoch nur zum Teil. Nichtsdestotrotz ist “Wanderers” ein sehr gutes Album, an dem sich andere Bands messen lassen müssen.
Visions Of Atlantis – A Journey To Remember: https://youtu.be/9XpKh3v7Oec
Lineup:
Thomas Caser – Drums
Clémentine Delauney – Vocals
Herbert Glos – Bass
Christian Douscha – Guitars
Michele Guaitoli – Vocals
Label: Napalm Records
VÖ: 30. August 2019
Spieldauer: 55:43
Titelliste:
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Release My Symphony
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Heroes Of The Dawn
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Nothing Lasts Forever
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A Journey To Remember
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A Life Of Our Own
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To The Universe
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Into The Light
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The Silent Scream
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The Siren & The Sailor
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Wanderers
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At the End Of The World
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Bring The Storm
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In And Out Of Love (Armin van Buuren cover)