Die Lübecker Symphonic Metal Band Aeternitas wurde bereits 1999 gegründet. Ich habe jedoch erst vor zwei Jahren von der Band gehört, durch eine Promo-Mail des Labels. Vor wenigen Wochen wurde das fünfte Album „Tales Of The Grotesque“ veröffentlicht. Also Zeit den Musikern noch ein paar Informationen mehr zu entlocken. Meine Fragen beantwortete Gitarrist und Bandleader Alexander Hunzinger
KoR: Hallo. Vielen Dank, dass ich dieses Interview mit Euch machen kann. Ich kenne Euch ja wie gesagt noch nicht allzu lange. Stellt Euch doch bitte kurz einmal vor.
Hallo. Gegründet wurde AETERNITAS 1999 von meiner heutigen Frau Anja und mir selbst. Wir spielten zu der Zeit zusammen in einer anderen Band und wollten ein paar eigene Ideen umsetzen – zunächst als reines Studioprojekt. Dabei ist dann unser Debutalbum „requiem“ herausgekommen, das wir mit weiteren Studiomusikern aufgenommen haben. Nach dem überraschenden Erfolg bei der Veröffentlichung im Jahr 2000 hat unser damaliges Label uns überredet eine Band zu formen, um die Stücke auch live zu präsentieren. So haben wir also angefangen, weitere Musiker hinzuzuholen. Im Laufe der Zeit kam es dann immer mal wieder zu Besetzungswechseln, was sich bei der langen Zeitspanne nicht vermeiden lässt. In unserer aktuellen Besetzung sind die längsten Mitglieder außer Anja und mir über 14 Jahre dabei und die neusten seit einem Jahr.
KoR: Eine Frage zu Euren Band-Namen. Meines Wissens ist Aeternitas eine römische Göttin, einer Personifizierung der Ewigkeit. Warum habt Ihr Euch für diesen Namen entschieden?
Das ist insoweit richtig, jedoch war die Göttin nicht unser Beweggrund bei der Wahl des Namens. Der Bandname AETERNITAS steht in direkter Verbindung zu unserem Erstlingswerk „requiem“. Wir hatten die Idee ein Requiem zu vertonen mit den original mittelalterlichen lateinischen Liturgietexten. Über den Bandnamen haben wir erst zu einem späteren Zeitpunkt nachgedacht, während der Arbeit an den Songs. Dabei haben wir nach einer Verbindung zu dem Requiem gesucht und da das Adjektiv „aeternus“ – ewig – eine bedeutende Rolle spielt, haben wir uns für AETERNITAS – also Ewigkeit entschieden.
KoR: Ihr spielt Symphonic Metal. In diesem Genre sind weltweit sehr viele Bands unterwegs. Wo seht Ihr die Besonderheiten bei Eurem Sound?
Ich denke wir bewegen uns im Wesentlichen innerhalb der Genre-typischen Soundgefilde. Eine kleine Besonderheit ist, dass wir konsequent mit männlichem und weiblichem Hauptgesang unterwegs sind – wobei es natürlich auch andere Bands des Genres gibt, die so arbeiten.
KoR: Habt Ihr musikalische Vorbilder?
Das Vorgängeralbum „House Of Usher“ war noch deutlicher geprägt von musikalischen Vorbildern wie beispielsweise „Within Temptation“. Inzwischen würde ich jedoch keine konkreten Vorbilder mehr benennen wollen, die direkten Einfluss auf die aktuellen Songs haben. Unterbewusst nimmt man natürlich alle möglichen Quellen in sich auf, die sich dann auch in eigenen Songs niederschlagen, auch durch meine Produzententätigkeit für andere Bands.
KoR: Wenn ich mir Eure bisherigen Alben anschaue, dann sind dies ja Konzeptalben. Warum habt Ihr Euch für diesen, doch etwas schwierigeren Weg des Songwriting entschieden? Woher nehmt Ihr Eure Ideen.
Schwierig kann es in der Tat sein, die Musik an das gegebene Rahmengerüst einer Vorlage oder Handlung anzupassen oder auch zu versuchen die inhaltliche Form in der Musik widerzuspiegeln. Andererseits kann es auch hilfreich sein, nicht auf der leeren Wiese anzufangen, sondern eine Vorlage zu nutzen und darauf aufzubauen. Es war von Anfang an mit unserem Debutalbum der Wunsch da, ein Konzeptalbum auf bestehenden Texten zu kreieren – da haben wir nicht überlegt, ob das besonders schwierig ist. Und im Laufe der Zeit und nach mehreren Konzeptalben ist das eine gewisse Routine für uns. Wobei ich sagen muss, dass wir uns von dem ganz starren Konzept der ersten Alben inzwischen etwas gelöst haben und mit der Vertonung einzelner Geschichten je Song etwas freier agieren können.
KoR: Mit „Rappacinis Tochter“ habt Ihr vor einigen Jahren ein komplettes Gothic Musical geschrieben. Vorlage für die unglückliche Liebesgeschichte zwischen Beatrice und Giovanni ist eine Novelle von Nathaniel Hawthorne. Wie seid Ihr auf die Idee gekommen, eine literarische Vorlage zu vertonen?
Die beiden ersten Alben „requiem“ und „La Danse Macabre“ basierten auch schon auf alten mittelalterlichen Texten. Neu bei „Rappacinis Tochter“ war jedoch, dass wir uns einen Prosatext aus dem 19. Jahrhundert zugewandt haben und die Texte nun selbst basierend auf der literarischen Vorlage geschrieben haben. Das Interesse für Poe und andere Zeitgenossen war bei mir schon länger vorhanden und ich hatte nach einer passenden Geschichte zur Umsetzung gesucht.
KoR: Ihr habt das Musical zwischen 2008 und 2011 mehr als fünfzig Mal aufgeführt. Welche Erinnerungen habt Ihr an diese Zeit?
Die vier Jahre während wir unser Gothic Rock Musical in diversen Theatern in Deutschland aufgeführt haben war natürlich eine ganz besondere Erfahrung. Es gab da diversen Anekdoten die vor oder auch hinter der Bühne passiert sind, an die wir uns gerne erinnern und solche Erfahrungen erweitern den Horizont ungemein. Uns wurde während der Zeit aber auch klar, dass wir ein zweites Projekt dieser Größenordnung nicht noch einmal stemmen können.
KoR: Ich hatte leider nicht die Gelegenheit die Aufführung Eures Musicals zu erleben. Welche Unterschiede seht Ihr zwischen diesen Shows und Euren jetzigen Live-Auftritten?
Die Unterschiede könnten kaum größer sein. Bei einer Musical Aufführung läuft die Show (im besten Fall) zu 100% durchgeplant und ohne Publikumsinteraktion ab. Alles findet in einem sehr festen Rahmen auf der Bühne mit Bühnenbild und Requisiten statt – bis hin zum Publikum, das ja die ganze Zeit fest auf einem Platz sitzen bleibt. Bei den traditionellen Live Rock Shows wie wir sie jetzt wieder veranstalten, ist alles freier und spontaner. Natürlich spielen wir unsere Musik gut einstudiert, aber die Aktionen auf der Bühne sind jedes Mal unterschiedlich, je nach Location und Publikum und die Interaktion mit dem Publikum ist auch eine ganz andere.
KoR: Auf Euren letzten beiden Alben habt Ihr Euch dem amerikanischen Schriftsteller Edgar Allan Poe zu gewandt. Was fasziniert Euch an seinem Schaffen?
Poes Geschichten sind zwar oft düster und gruselig, tragen aber vor allem auch universelle und zeitlose Ideen in sich, die immer aktuell sind und auch in heutigen Interpretationen noch wunderbar funktionieren und inspirieren. Bei dem Gedicht und unserem Song „Dream In A Dream“ kann man erkennen, dass sich Poe – wie auch andere Autoren bis hin zur Antike – immer wieder mit der Frage beschäftigten, ob unsere Welt real oder nur ein Traum ist. Oder – ganz modern ausgedrückt – ein Teil einer Matrix. Das ist eine sehr spannende und philosophische Frage die wohl auch noch künftige Generationen beschäftigen wird.
KoR: Wie schreibt Ihr Eure Songs? Habt Ihr einen festen Songwriter? Oder jammt Ihr im Probenraum und entwickelt so gemeinsam Eure Song-Ideen?
Die aktuellen Songs von „Tales Of The Grotesque“ habe ich diesmal allein geschrieben, dann vorproduziert und im Anschluss haben alle ihre Parts einstudiert und wir sind die Songs zusammen durch gegangen. Dabei gab es dann den ein oder anderen Feinschliff. Der letzte Teil der Arbeit und auch die letzten Details sind schließlich bei der Studioarbeit und den Aufnahmen entstanden.
KoR: Ist Aeternitas eher eine Live-Band oder bevorzugt Ihr die Arbeit im Studio?
Es ist schon schön während der Arbeit im Studio einen Song immer weiter wachsen und reifen zu sehen. Doch letztlich ist die Live Arbeit und die Präsentation vor einem Publikum doch wesentlich erfüllender.
KoR: Bei Live-Auftritten steht Ihr zu siebt auf der Bühne. Es ist doch sicherlich nicht einfach alle Terminpläne unter einen Hut zu bringen. Wie schafft Ihr das?
Das stimmt schon. Das erfordert viel Koordination und gute Planungen und nicht zuletzt auch ein großes Maß an Probendisziplin bei jedem einzelnen und auch gute Vorbereitungen, da wir nicht alle 2 Tage komplett zusammen proben können sondern in gezielten Proben Sessions.
KoR: Trefft Ihr Euch nur im Studio bzw. bei Live-Auftritten oder unternehmt Ihr auch privat etwas zusammen?
Wir unternehmen immer mal wieder auch privat etwas, jedoch selten, da die Koordination wie oben erwähnt bei so vielen Leuten schwierig ist. Alle Terminpläne unter einen Hut zu bringen ist nicht immer einfach und zunächst haben dann die musikalischen Termine Vorrang.
KoR: Nochmals vielen Dank für das Interview. Ich hoffe, ich kann Euch bald wieder live erleben. Wollt Ihr den Fans zum Abschluss noch etwas sagen?
Wir hoffen auch, dass wir uns in diesem und im kommenden Jahr verstärkt live präsentieren können und viele Fans bei unseren Auftritten begegnen.
Bilder: Massacre Records, Keep On Rocking Mag Germany/Rainer Kerber Photographie