Es ist schon wieder passiert. Da lernt man eine Band kennen, die bereits seit vielen Jahren existiert. So passiert mit der russischen Power Metal Band Rubicon, gegründet bereits 2008 erschien aber erst zehn Jahre später das Debüt-Album „Welcome To Wasteland“. Im Juli diesen Jahres wurde der Nachfolger „Demonstar“ veröffentlicht. Und es hat mich begeistert. Sänger Ivan Bulankov wird häufig mit Bruce Dickinson. Mein Hör-Eindruck hat dies bestätigt. Nun bietet sich mir die Möglichkeit dem Sänger einige Fragen zu stellen.
KoR: Hallo Ivan. Ich bin Rainer und schreibe für Keep on Rockin‘. Danke, dass ich dieses Interview mit Dir führen kann. Wie geht es Dir?
Ivan: Viele Grüße! Die Stimmung ist großartig! Wir sind sehr ermutigt durch die hervorragende Resonanz auf „Demonstar“ überall! Ich bin sehr froh, dass ich die Gelegenheit habe, dieses Interview zu geben!
KoR: Sicherlich geht es vielen Fans ähnlich wie mir. Bisher waren mir Rubicon unbekannt. Stelle die Band bitte kurz vor.
Ivan: Ja, natürlich! Also, Rubicon ist heute:
Ivan Bulankov… das bin ich – Gesang, Band-Mastermind
Dmitry Belf – Bass, Arrangements, Produktion
Bob Saliba – Gitarren
Humanoid Lobotodronth – Schlagzeug
KoR: Rubicon haben erst zehn Jahre nach der Gründung ihr Debüt-Album veröffentlicht. Warum habt Ihr dafür so lange gebraucht?
Ivan: Wie es oft bei lokalen Bands der Fall ist (und ich habe in meiner Heimat Krasnojarsk, Sibirien, angefangen, wo es absolut keine Musikindustrie gibt), haben wir seit der Gründung viele Besetzungswechsel durchgemacht, mit dem Stil und dem Sound experimentiert: Zum Beispiel wurde 2010 die Internet-EP „T-800“ veröffentlicht, die in der Stilrichtung des Industrial Metal angesiedelt war. Infolgedessen begannen die Arbeiten am Debüt „Welcome To Wasteland“ um etwa 2015 und der Weg bis zur Veröffentlichung war lang und schwierig, dennoch gefällt mir das Ergebnis: trotz der fehlenden Voraussetzungen haben wir es geschafft, ein ziemlich hochwertiges und eigenständiges Album zu produzieren, meiner Meinung nach. Im Vergleich zum Debütalbum war die Arbeit an Demonstar einfach und inspiriert, da bereits ein Team von echten Profis daran gearbeitet hat!
KoR: Wenn man die Besetzungsliste, kann man schon fast von einer internationalen Allstar-Band sprechen. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Ivan: Oh, das erzähle ich Dir gerne! Wie ich bereits gesagt habe, hat sich in den ersten Jahren des Bestehens von Rubicon unsere Besetzung oft geändert. Das lag vor allem am unzureichenden Niveau der lokalen Krasnojarsker Musiker, aus dem gleichen Grund ist das Debütalbum technisch nicht so gut. Ich habe mir jedoch immer zum Ziel gesetzt, Musik von höchster Qualität zu machen, und strebte das Niveau der großen Iron Maiden, Judas Priest, Black Sabbath, Savatage, Manowar, King Diamond, Halford, Bruce Dickinsons Solowerke usw. an. Die Situation änderte sich dramatisch, als wir begannen, mit dem wunderbaren Bassgitarristen und Produzenten Dmitry Belf zusammenzuarbeiten. Mit seiner Hilfe wurde das aktuelle Line-up aus hochkarätigen Musikern zusammengestellt. Belf ist es auch zu verdanken, dass der französische Gitarrist Bob Saliba zu uns gestoßen ist, dessen melodische Soli ein unbestrittenes „Feature“ auf dem neuen Album geworden sind! Sie haben sich auf einer Europatournee mit der legendären Band Therion kennengelernt, Bob gefiel unser neues Material und er war glücklich, der Band beizutreten!
KoR: Wie funktionierte die Zusammenarbeit während der Aufnahmen zum aktuellen Album? Das muss doch wegen Corona sehr schwierig gewesen sein?
Ivan: Es mag seltsam klingen, aber Corona hat die Arbeit am neuen Album fast nicht beeinträchtigt: Wir leben, wie Du weißt, in verschiedenen Regionen und der gesamte kreative Prozess wurde über das Internet organisiert, also gab es keine Schwierigkeiten… Eine andere Frage ist, dass es bei Konzerten viel schwieriger ist, da sich die ganze Welt noch in der Konzertpause befindet. Aber hoffen wir mal, dass dieses Problem in absehbarer Zeit gelöst wird! Für mich als großen Fan der europäischen Kultur wäre es ein wahr gewordener Traum, durch Europa zu touren! Also lasst uns optimistisch sein
KoR: Wie gestaltet sich das Songwriting in einer zum Teil international aufgestellten Band?
Ivan: Der Prozess ist folgendermaßen organisiert: Zuerst denke ich mir eine Gesangslinie für einen zuvor geschriebenen Text aus (meinen oder einen gemeinsam mit Co-Autoren geschriebenen) und nehme sie in einem Heimstudio zusammen mit Keyboards und einem ungefähren Schlagzeug auf. So erhalten wir das erste Demo. Dann schicke ich es an Belf, er macht ein professionelles Arrangement und schickt alles an Bob, der an den Gitarrenparts arbeitet. Dann wird das alles komplett neu geschrieben, gemischt und gemastert – und das war’s!
KoR: Ivan, wie ich in der Einleitung bereits schrieb, wirst Du häufig mit dem Iron Maiden Frontmann vergleichen. Was bedeutet dies für Dich?
Ivan: Das ist einfach ein phänomenales Kompliment für mich! Als ich von diesen Vergleichen hörte, war ich einfach nur glücklich! Ich habe gerade erst im Alter von 12 Jahren angefangen zu singen, dank Iron Maiden! Ich höre sie seit meiner Kindheit, ich war beeindruckt von dieser kraftvollen und mächtigen Stimme, ich habe versucht, sie so gut wie möglich zu kopieren, jede Intonation… Natürlich ist es am Ende auf meine Art und Weise herausgekommen, da wir unterschiedliche Timbres haben, aber Bruce Dickinson war und bleibt mein Idol und ein solcher Vergleich ist eine große Ehre für mich!
KoR: „Demonstar“ habt Ihr in diesem Jahr veröffentlicht. Ein wenig verwirrt haben mich die unterschiedlichen Termine, die ich Internet gefunden habe. 30. Januar, 23. März oder 16. Juli. Welches Datum davon ist korrekt?
Ivan: Das ist ganz einfach: Russische Veröffentlichungen und europäische: in Russland sind wir auf dem dortigen führenden Label Fono erschienen, und in Europa und der ganzen Welt – auf Rock City Records, bei dem wir mit unserer Zusammenarbeit sehr zufrieden sind!
KoR: Seid Ihr zufrieden mit dem Ergebnis?
Ivan: Ja, in der Tat! „Demonstar“ war ursprünglich als ein Album konzipiert, dass unser momentan Bestes zeigen sollte, und meiner Meinung nach ist uns das ganz gut gelungen!
KoR: Wie war die Reaktion der Fans und der Medien?
Ivan: Die Reaktion war einfach unglaublich! Es hat alle meine Erwartungen übertroffen! Besonders begeistert waren wir von den Kritiken in Europa: ein Durchschnitt von 8/10! Das habe ich nicht erwartet, aber es ist sehr inspirierend!
KoR: Wie wird es mit Rubicon weitergehen? Ist bereits ein Nachfolger geplant? Oder eventuell Live-Auftritte, wenn die Pandemie vorbei ist?
Ivan: Ja, natürlich! Übrigens wird das nächste Album ein Konzeptalbum sein, das Material dafür ist bereits geschrieben, und an den Arrangements wird akribisch gearbeitet! Wir haben uns eine neue Messlatte gesetzt: etwas Grandioses und Großes zu machen! Ich hoffe, unsere Fans werden nicht enttäuscht sein! Was die Konzerte angeht: Diesen Sommer hatten wir in Moskau ein kleines Clubkonzert – eine Präsentation von „Demonstar“, aber wie wir wissen, ist das Touren immer noch verboten. Aber wir sind optimistisch, was die Zukunft angeht!
KoR: Ich bedanke mich noch einmal für das Interview. Möchtest Du den Fans zum Schluss noch etwas sagen?
Ivan: Vielen Dank für die positive Aufnahme des neuen Albums! Das ist unglaublich! Ich hoffe, wir sehen uns in Zukunft bei Konzerten! Stay Metal!