Ich mag es auch, scheinbar völlig unterschiedliche Dinge miteinander zu verbinden – Interview mit Stela Atanasova von Metalwings

Stela AtanasovaDie Geschichte der bulgarischen Band Metalwings reicht zurück bis ins Jahr 2010. Die klassisch ausgebildete Stela Atanasova hatte die Idee, Elemente der klassischen Musik mit melodischem Metal zu kombinieren. Schon bald fand sie gleichgesinnte Mitstreiter. Aber die Band ereilte dasselbe Schicksal wie viele andere kleinere Bands, es gab häufige Besetzungswechsel. So sind heute nur zwei Musiker aus den Anfangstagen bei Metalwings aktiv, die Sängerin selbst und Keyboarder Angel Kitanov. Da verwundert es nicht, dass in diesen mehr als zehn Jahren lediglich eine EP und zwei Studio-Alben veröffentlicht wurden. Erst kürzlich erschien „A Whole New Land“. Grund genug, Der Sänger einige neugierige Fragen zu stellen.

KoR: Hallo Stela. Ich bin Rainer und schreibe für Keep on Rockin. Danke, dass ich dieses Interview mit Dir führen darf. Wie geht es Dir?

Stela: Hallo Rainer. Danke für dieses Interview. Ich fühle mich großartig – ein bisschen müde im Zusammenhang mit der Veröffentlichung unseres neuen Albums, aber insgesamt fühle ich mich großartig.

KoR: Metalwings existieren bereits seit mehr als zehn Jahre. Kannst Du Band bitte kurz vorstellen und etwas zur Geschichte sagen?

Stela: Du hast unsere Geschichte ganz gut in ein paar Sätzen zusammengefasst. Es gibt uns schon seit fast 11 Jahren. Vlad EnevWir haben viele Veränderungen in der Besetzung der Band durchgemacht. Trotz vieler Hindernisse und Herausforderungen haben wir es bis jetzt geschafft, eine EP und zwei Studioalben zu veröffentlichen. Wir freuen uns, träumen und arbeiten für den Tag, an dem unsere Band gewürdigt wird und ihren gebührenden Platz auf der Welt-Metal-Bühne einnehmen wird.

KoR: Du hast eine klassische musikalische Ausbildung. Was hat Dich dazu bewogen ausgerechnet eine Metal-Band zu gründen.

Stela: Die Herausforderungen waren sehr groß und das hat mich dazu gebracht, eine Metal-Band zu gründen und nicht einfach weiter klassische Musik zu machen. Es ist kein Zufall, dass ich nach meinem Abschluss an der Musikschule beschlossen habe, elektronische Musik zu studieren, nicht klassische. Ich habe immer nach anderen, interessanten und außerhalb des Status Quo liegenden Bereichen gesucht. Ich mag es auch, scheinbar völlig unterschiedliche Dinge miteinander zu verbinden. Es ist wie bei Musik und Mathematik – auf den ersten Blick sagt man, dass es unmöglich ist, nach Gemeinsamkeiten zu suchen, aber tatsächlich, wenn man hinschaut und nachdenkt, erkennt man, dass Musik Mathematik ist und Mathematik Musik ist. Auf die gleiche Weise beschloss ich, dass es super wäre, eine Metal-Band zu gründen und meine ganze Liebe für klassische und Metal-Musik hineinzulegen.

KoR: Ihr hattet viele Live-Auftritte, unter anderem auf diversen Festivals gespielt. Die erste EP erschien aber erst 2016 und das Debüt-Album „For All Beyond“ folgte 2018. Warum habt Ihr dafür so lange gebraucht?

Stela: Gute und echte Dinge passieren genau dann, wenn sie sollten – nicht einen Tag früher oder später. A_Whole_New_Land_CoverArtIch verstehe, dass unsere Fans gerne jedes Jahr ein Album veröffentlicht hätten, aber was die meisten von ihnen nicht ahnen, ist, wie schwierig es für eine unabhängige Band wie uns ist, hochwertige Alben mit gutem Material und gutem Sound zu veröffentlichen. Finanziell ist es fast unmöglich, aber wir machen es trotz der Schwierigkeiten. Mit jedem neuen Album, mit jedem neuen Video – heben wir das Niveau und beweisen der Welt, dass auch eine unabhängige Band aus Bulgarien das Niveau und die Qualität berühmter Bands erreichen kann und nicht durch Probleme und Hindernisse gebremst wird. Außerdem ist es sehr schwierig, mit den falschen Leuten Musik zu machen. Um dein Werk zu präsentieren und die Leute dazu zu bringen, es zu lieben, musst du es mit Liebe erschaffen haben und mit Leuten, die auch 100% von sich selbst investieren. Und bis ich diese Leute, dieses Herzstück der Band, gefunden habe, ist Zeit vergangen. Das Wichtigste ist, dass der Kern der Band vorhanden ist. Wenn er da ist, sind die Dinge, auch wenn es einige Veränderungen gibt, lösbar.

Ich habe mir nie das Ziel gesetzt, nur eine Norm für die Anzahl der veröffentlichten Alben zu erfüllen – wichtig ist für mich, dass sie bedeutungsvoll sind, erlebt, erlitten werden und die Herzen der Menschen berühren. Nikola IvanovEs kommt nicht darauf an, wie viele Alben man produziert hat, sondern wie lange die Musik, die man geschaffen hat, noch gehört wird. Einige unserer Songs werden für immer in den Herzen der Menschen bleiben.

KoR: Das aktuelle Album entstand während der Corona-Pandemie. Wie schwierig war es, die Songs aufzunehmen?

Stela: Die Aufnahme der Songs wurde durch die Pandemie weder einfacher noch schwieriger. Die Pandemie verzögerte eher unseren Zugang zum Studio, sowie die Veröffentlichung des Albums, aber im Allgemeinen hat sie uns nicht wesentlich beeinflusst, oder besser gesagt, wir haben nicht zugelassen, dass sie uns beeinflusst und unsere Ziele verändert. Es ist nur so, dass unser neues Album viel komplexeres Musikmaterial enthält, und es hat viel mehr Zeit in Anspruch genommen, alle Songs vom Arrangement her vorzubereiten, aber die Aufnahmen selbst waren für uns ein echtes Vergnügen.

KoR: Das Album trägt den Namen „A Whole New Land“. Welche Geschichte erzählt Ihr? Ist das ein Konzept-Album?

Stela: Es ist definitiv ein Konzeptalbum. Ich erzähle die Geschichte der Menschheit und wohin ihre Aktivitäten führen werden, wenn sie weiterhin auf diese Weise lebt und handelt. Es liegen keine guten Zeiten vor uns, wenn wir weiterhin so selbstsüchtig leben, so gierig und eitel sind. Deshalb verkörpern die Tiere und das Mädchen auf dem Albumcover die Eigenschaften, von denen ich mir wünsche, dass sie sich unter uns durchsetzen, und ich weiß, dass diejenigen, die sie besitzen, überleben werden. Am Ende werden nur Finesse, Schönheit und Intellekt übrigbleiben.

KoR: In „Milo Moe Libe“ singst Du in Deiner Muttersprache. Wenn ich das richtig sehe, ist das eine Premiere. Was hat Dich dazu veranlasst, diesen Song zu schreiben?

Metalwings 2Stela: Tatsächlich haben wir einen weiteren Song auf Bulgarisch aus unserem letzten Album namens ‚Tujni serza‘. Es gibt nichts Schöneres, als in der eigenen Muttersprache zu singen. Die Schwingung ist anders. Der Song ist mir wie von selbst in den Sinn gekommen – das war nichts, was ich mit Absicht gemacht habe. Gerade wenn ein Lied reif ist, gesungen und gehört zu werden, komponiere ich es. Besonders bei „Milo Moe Liebe“ – es konnte nicht auf Englisch gesungen werden. Die Energie des Liedes trägt den Geist der Bulgaren und mit diesem Lied wollte ich meinem Volk den Glauben und die vergessene Liebe zur Heimat zurückgeben.

KoR: Nachdem das Album erschienen ist, bist Du zufrieden damit? Wie ist der Reaktion der Fans und der Medien?

Stela: Wir sind definitiv sehr glücklich mit dem Feedback, das wir von unseren Fans und den Medien erhalten. Die Kritiken sind großartig, woran ich keinen Zweifel hatte. Es gab einen Moment, in dem wir uns Sorgen gemacht haben, wie unsere Fans die Veränderung unseres Stils wahrnehmen würden, aber es hat sich herausgestellt, dass wir die richtige Richtung gewählt haben, und jetzt werden wir unseren Weg noch mutiger und selbstbewusster fortsetzen.

KoR: Du wirst in den Infos als Songwriter benannt. Wie gehst Du beim Schreiben neuer Songs vor? Komponierst Du die Songs allein oder ist das eine gemeinsame Prozess innerhalb der Band?

Stela: Es beginnt alles zuerst in meinem Kopf, dann fange ich an, die Hauptharmonie und die Struktur des Songs auf dem Klavier zu komponieren. Martin EmilovIch schreibe den Text und fange an, die einzelne Spuren des Songs aufzunehmen, wie z. B. Klaviere, Chöre, Geigen usw. Wenn der Song in Komposition und Text komplett fertig ist, gebe ich ihn an den Schlagzeuger und die Gitarristen, die mit dem Arrangement ihrer Instrumente beginnen. Irgendwann setzen wir uns zusammen und fangen an, die Songs Stück für Stück zusammenzufügen, damit alles wie aus einem Guss und synchron mit der Orchestrierung klingt, was eines der wichtigsten Hauptaugenmerke in unserer Musik ist.

KoR: Woher kommen die Ideen für die Songs? Wer oder was inspiriert Dich beim Schreiben?

Stela: Am meisten inspiriert mich das Leben in all seinen Formen und Ausprägungen. Ich komponiere, wenn ich in völliger Harmonie mit mir selbst bin. Wenn es in meinem Leben ein Ungleichgewicht gibt, kann ich nicht komponieren und gebe mir Zeit, mich zu erholen. Komponieren ist ein sehr schwieriger und vielschichtiger Prozess, in den man eintauchen muss, um sich zu konzentrieren und gleichzeitig diesen göttlichen Funken, der in der Seele klingt, nicht zu verlieren. Musik ist ein Geschenk, das man voll und ganz erleben und nicht an kranke Ambitionen verschwenden sollte.

KoR: Ihr seid eine Band, die viel live spielt, zuletzt als Special Guest für Imperial Age. Wie sehr fehlen Euch diese Konzerte und der Kontakt mit den Fans?

Stela: Wir haben in den letzten zwei Jahren nicht live gespielt, wegen der Arbeit am Album und dann kam die Pandemie. Natürlich vermissen wir das Konzertleben, aber jetzt glauben wir, dass sich die Dinge verbessern werden und wir viel mehr Möglichkeiten haben werden, Konzerte in Bulgarien und im Ausland zu geben.

Angel KitanovKoR: Es gibt eine Vielzahl von Symphonic Metal Bands. Viele auch mit Frauen am Mikrophon. Wodurch unterscheiden sich Metalwings von anderen Bands dieses Genres?

Stela: Jede Band hat ihr eigenes charakteristisches Merkmal. Uns zeichnen wunderbare Melodien, schöne Texte, epische Orchestrierungen, der Klang der Bratsche und nicht zuletzt die Tatsache aus, dass wir mit keinem einzigen Ton in unserer Musik Kompromisse eingehen. Wir sind Perfektionisten und wollen nur das Beste schaffen, wozu wir fähig sind.

KoR: Ich möchte mich noch einmal für dieses Interview bedanken. Vielleicht treffen wir uns nach der Pandemie mal bei einer Liveshow. Möchtest Du den Fans zum Schluss noch etwas sagen?

Stela: Danke an alle, die uns mögen und unterstützen. Ohne Sie würden wir nicht existieren!

Metalwings sind:

Stela Atanasova – Operatic Vocals, Electric Viola, Keyboards
Grigor Kostadinov – Guitars
Vlad Enev – Bass
Angel Kitanov – Keyboards
Nikola „Blackie“ Ivanov – Drums

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