Ort: Ferienpark Weißenhäuser Strand
Datum: 10./11. November 2017
Es war ein kleines Jubiläum. Zum fünften Mal ließ das Metal Hammer Paradise den Ostseestrand erbeben. Und zum dritten Mal in Folge war das Festival restlos ausverkauft. Und die angekündigten Bands ließen ein großartiges Wochenende erwarten. Also strömten die Metal-Fans erneut zu tausenden in das Ferien-Paradies im hohen Norden Deutschlands.
Traditionsgemäß startete die Veranstaltung am Freitagabend im Baltic Ballroom. Nach der kurzen Begrüßung durch Metal Hammer Chefredakteur Thorsten Zahn starten die Pagan Metal Pioniere von Helrunar – düster-melodisch, mit schweren Riffs.
Nach der kurzen Stippvisite ging es auf kürzestem Weg ins Zelt zur Maximum Metal Stage. Auch dort begrüßte Thorsten Zahn kurz die anwesenden Fans. Dann sorgten Met und Miezen für viel Spaß. OK, die Mittelalter-Rocker Feuerschwanz aus Erlangen hatten dieses Mal nur eine Mieze an den Ostseestrand mitgebracht. und Met wurde in diesem Jahr auch nicht ausgeschenkt. Dafür war der Photograben zwischen Bühne und Fans etwas zu breit. Aber ob “Sex is Muss” oder “Metnotstand im Märchenland” – für gute Stimmung war gesorgt.
Im Oktober wurde mein Besuch bei einer Kissin’ Dynamite Show (Metal Crash Festival Gießen) noch vom Winde verweht. Und auch beim MHP konnte ich leider nur den Anfang der Show sehen. Aber diese wenigen Minuten waren äußerst beeindruckend. Die Band um Sänger Hannes Braun präsentierte sich in hervorragender Spiellaune. So muss Hair Metal der Gegenwart klingen.
Beyond the Black polarisieren. Die einen sehen darin ein gecastetes Kunstgebilde, die anderen vergöttern Frontfrau Jennifer Haben und ihre Mitstreiter. Aber der Erfolg gibt ihnen Recht. BtB spielten schon auf (fast) allen größeren Festivals. Und nun gaben sie ihren Einstand beim Metal Hammer Paradise. Ich konnte die Band nun zum ersten Mal in der neuen Besetzung begutachten. Jenni hat es erneut geschafft, hervorragende Musiker um sich zu scharen. Und mit ihrem Best of aus den beiden bisherigen Alben konnte die Band überzeugen.
Seit Anfang der achtziger steht sie schon auf der Bühne, die Metal Queen Doro Pesch. Zunächst sang sie bei Düsseldorfer Underground Bands bevor sie 1983 die legendären Warlock (mit-) gründete. Nach deren Ende startete sie eine einzigartige Solo-Karriere. Und Doro brannte ein richtiges Hit-Feuerwerk ab, mit Songs wie “I Rule The Ruins”, “Raise Your Fist In The Air” oder auch “Earthshaker Rock”. Besinnlich wurde es bei der Ballade “Für Immer”, dem ersten Song, den sie in ihrer Muttersprache aufgenommen hatte. Mit der Mitgröhl-Hymne “All We Are” endete die Show.
Zum Abschluss des Freitagabends zelebrierten Powerwolf eine schwarze Heavy Metal Messe. Vor zehn Jahren konnte ich die Wölfe zum ersten Mal live erleben, als Support für die Candlemass. Im noch nicht einmal zu Hälfte gefüllten MarX (Markthalle Hamburg). Und jetzt spielten sie als Headliner vor viertausend begeisterten Fans.
Der Samstag startete am frühen Nachmittag mit Thundermother aus Schweden. Die Band wurde 2009 von Gitarristin Filippa Nässil gegründet. Seitdem haben die Musiker aus der Hauptstadt Stockholm zwei Alben veröffentlicht und hunderte von Shows gespielt. Im Frühjahr stand Filippa aber allein da, da ihre bisherigen Mitstreiterinnen die Band verlassen hatten. Beim Metal Hammer Paradise stand die Band mit neuem Lineup auf der Bühne. Und mit klassischem Hardrock im Stile von AC/DC oder Motörhead sorgten die Mädels sofort für eine schweißtreibende Atmosphäre.
Die Ruhrpott-Rocker Axxis habe ich bereits im April im Logo in Hamburg live erlebt. Und am Sonntag eröffneten sie auf der Maximum Metal Stage. Mit ihrem melodischen Hardrock überzeugten sie auch dieses Mal. Und Sänger Bernhard Weiß war begeistert, dass zu dieser frühen Stunde schon so viele Fans gemeinsam mit ihnen vor der Bühne abfeierten.
Majesty, die nächste Band im Baltic Ballroom, galt früher als Manowar-Klon. Aber diesen Status haben sie längst abgelegt. Das zeigten sie auch eindrucksvoll während ihrer Show.
Orden Ogan werden häufig als die Erben von Helloween oder Blind Guardian betrachtet. Wie auch immer, neben Songs des aktuellen Albums “Gunmen” präsentierten Rocker aus dem Sauerland auch ältere Songs.
Klassischen Stoner Rock/Metal spielten dann Grand Magus aus Schweden. In den letzten Jahren tourten sie u.a mit Motörhead, Bullet oder Steelwing. Und jetzt rockten sie den Ballroom.
Es ist erstaunlich, wie viele herausragende Metal Bands aus Skandinavien kommen. Und das mit unterschiedlichen Stilrichtungen. Die nächste Band waren Battle Beast aus Finnland. Seit dem Ausstieg von Nitte Valo (Burning Point) im Jahre 2012 steht die nicht minder stimmgewaltige Noora Louhimo am Mikrophon. Und die Finnen ließen es richtig krachen. Mit Hits wie “Black Ninja” oder dem Dance-Pop-lastigen “Touch In The Night” bewegten sie sich stilsicher auf dem schmalen Grat zwischen Metal und Pop. Für mich war das der Höhepunkt des Festivals.
Zum Abschluss habe ich mir dann erneut Metal aus Schweden angehört und angeschaut. Amaranthe um Frontfrau Elise Ryd mixen gekonnt Pop-Elemente unter ihren melodischen Metal. Diese Mixtur ist sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Aber die Musiker trafen damit voll den Nerv der etwa tausend anwesenden Fans. Obwohl sich Bassist Johan Andreassen während der Show in Ljubljana Ende Oktober den Fuß gebrochen hatte, kam ein Abbruch der Tour nicht in Frage. Er saß während der Show auf einem Stuhl und hatte riesigen Spaß. Das ist TRVE METAL! Auch von technischen Problemen ließen sich die Musiker nicht beeindrucken. Nach einem kurzen Komplett-Ausfall der PA ging’s energiegeladen weiter. Natürlich musste das Sextett eine Zugabe spielen!
Das waren zwei anstrengende aber tolle Tage. Es hat sich gelohnt auch in diesem Jahr wieder an den Ostseestrand zu fahren. Viele hervorragende Metal-Bands haben gespielt. Die Tontechniker haben auch wieder für einen sehr guten Sound gesorgt, von kleineren Problemen einmal abgesehen. Was gab es zu bemängeln? Zuallererst das Wetter. Aber darauf haben die Veranstalter ja keinen Einfluss. Und dann das Bier, muss es unbedingt ausschließlich Jever sein? Der Vorverkauf für die sechste Auflage des Metal Hammer Paradise 2018 ist bereits in vollem Gange, Apartments für eine Person und VIP-Tickets sind bereits ausverkauft.
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