Ort: Oktoberhallen Wieze (Belgien)
Termin: 21.-23. Oktober 2016
Nach der 12. Auflage des Festivals im Jahr 2014 gaben die Veranstalter bekannt, dass die Veranstaltung für ein Jahr pausieren würde. Und die Veranstalter haben Wort gehalten. Am vorletzten Oktober-Wochenende ging das dreizehnte Festival über die Bühne. Und die Fans reisten erneut aus aller Welt an. Die Bilder vom Festival gibt es auf Flickr zu sehen.
Freitag
Traditionell gab’s am Freitagabend eine Warmup-Party. Dieses Mal allerdings auf einer provisorischen kleinen Bühne. Auf der großen Bühne liefen noch die Aufbauarbeiten für den Samstags-Headliner.
Dazu aber später mehr. Ein gutes Dutzend hervorragender Sängerinnen gestalteten ein mehr als zweistündiges Akustik-Set. Sie präsentierten eigene Songs aber auch viele Cover-Versionen von Nightwish, Within Temptation, Evanescence oder auch Blues Pills. Vor während und nach der Show konnten man sich mit den Sängerinnen treffen und einen kurzen Small-Talk machen. Ein schöner Auftakt!
Samstag
Den Samstag eröffneten Evig Natt aus Norwegen. Die Band war zunächst nur ein Studio-Projekt von Sängerin Kirsten Jørgensen (REISM) und Stein Roger Sund (voc, bg – Thron Of Katarsis). Gut, dass es nicht dabei geblieben ist. Der weibliche Klargesang wurde kombiniert mit Growls und von düsteren Metal-Klängen begleitet.
Danach wurde es doomig, ruhige getragene Klänge tönten aus den Boxen. Aber Mourning Sun stammen nicht, wie man wegen des Sounds denken könnte aus Skandinavien sondern aus der Anden-Republik Chile.
Aus dem Land der aufgehenden Sonne kamen Ancient Myth nach Belgien. Nach eigenen Angaben spielt die Band symphonischen Metal mit vielerlei Einflüssen, wie Pop und Gloom. Aber auch J-Rock-Einflüsse waren zu erkennen.
Eine ähnlich weite Anreise hatten Crescent Lament aus Taiwan. Melodischer Gothic Metal mit starken Einflüssen aus der chinesischen Folklore, dank der Einbeziehung eines alten chinesischen Saiten-Instruments.
Anschließend präsentierten Spoil Engine aus Belgien eine Mischung aus Thrash und Death Metal. Sängerin Iris Goessens schrie sich die Seele aus dem Leib.
Wesentlich ruhiger und melodischer wurde es danach bei SAVN aus Norwegen. Ex-Midnattsol-Sängerin Carmen Elise Espenæs und ihre Jungs beeindruckten mit ihrem von nordischer Folklore geprägtem Rock/Metal. Bei “I am free” gab es einen viel bejubelten Gastauftritt von Schwester Liv Kristine.
Aus Polen kommt eine Vielzahl hervorragender Rock- un Metal-Bands. Nun lernte ich auch Artrosis kennen, mit ihrem Dark Rock. Die Songs waren zumeist in ruhigem Midtempo angelegt. Gelegentlich rockte die Band aber auch so richtig ab.
Über die Musik von Kontrust lässt sich durchaus trefflich streiten.
Gehen wir mal davon aus, dass die Band ihre Musik selbst nicht allzu ernst nimmt sondern einfach nur Spaß verbreiten will ohne sich an irgendwelche Vorgaben oder Einstufungen in Schubladen zu halten. Und das gelingt den Österreichern wirklich sehr gut. Spaß und Entertainment wird groß geschrieben.
Vor fünf Jahren gaben sie ihren letzten Auftritt außerhalb ihrer finnischen Heimat an genau derselben Stelle.
Was lag also näher, als dass Battlelore ihre Reunion ebenfalls beim Metal Female Voices Fest zelebrierten. Mit ihrem Nordic Folk Metal entführten die Finnen ihre Fans in die Gefilde der Erzählungen von J.R.R. Tolkien.
Bei MaYan fragte ich mich, ist das tatsächlich Female Fronted Metal. Zugegeben, beide Sängerinnen (Marcella Bovio, Laura Macri) haben hervorragende stimmliche Fähigkeiten. Aber sie wurden im Wesentlichen zu Background-Sängerinnen degradiert. Die Band ist nun mal die Death-Metal-Spielwiese von Mark Jansen (Epica). Aber meiner Meinung nach sind MaYaN kein Co-Headliner für das MFVF. Und mit dieser Meinung war ich nicht allein.
Das Wikinger-Schiff war zurück. Leaves’ Eyes haben bei ihrer Show in den
Oktoberhallen geklotzt und nicht gekleckert. Neben dem Schiff gab es noch eine aufwändige Show mit vielen Feuer- und Pyro-Effekten. Stolz präsentierte die Band auch ihre neue Sängerin Elina Siirala, die mit
ihrer klaren und sauberen Sopran-Stimme die Herzen der Fans im Sturm eroberte. Die Band präsentierte ihr 2015er
Album “King Of Kings”. Dazu passten die Auftritte von Komparsen in Wikinger-Kostümen. Aber auch ältere Songs wie “Melusine” oder “My Destiny” standen an diesem Abend auf der Setlist.
Der Titelsong ihrer aktuellen EP “Fires In The North” feierte Live-Premiere. Selbstverständlich mussten Leaves’s Eyes einen Zugaben-Block spielen. Krönender Abschluss war dann gegen Mitternacht “Blazing Waters”. Das war eine der besten Shows, die ich je live erleben durfte.
Setlist Leaves’ Eyes:
Intro (Halvdan the Black Introduction)
- Halvdan the Black
- Take the Devil in Me
- Sacred Vow
- Farewell Proud Men
- My Destiny
- The Waking Eye
- Melusine
- Twilight Sun
- Galswintha
- Fires in the North
- Spirits‘ Masquerade
- Ocean’s Way
- Swords in Rock
- Edge of Steel
- Hell to the Heavens
Zugabe:
- To France (Mike Oldfield cover)
- Blazing Waters
- Outro (Haraldskaedi)
Sonntag
Mercy Isle eröffneten am
Sonntag zur Mittagszeit, die Band um Sängerin Kassandra Novell. Die Mitglieder stammen aus den USA und den Niederlanden. Deshalb haben sich die Musiker bereits ein Woche vor dem Festival zusammengefunden, um gemeinsam für den großen Auftritt zu proben. Und es hat sich gelohnt. Mercy Isle präsentierten ihr zum MFVF erschienenes Debüt-Album “Undying Fire” und konnten mit einer Mischung Symphonic Metal, Rock und Pop voll überzeugen.
Danach enterten Skarlett Riot aus England die Bühne. Druckvoll gespielter melodischer Metal / Hardrock. Dem setzte die kleine quirlige Chloe mit ihrer kraftvollen Stimme noch die Krone auf. Bei der späteren Autogrammstunde habe ich mir dann auch noch die aktuelle EP “Sentience” signieren lassen.
Die Allgirl Band Blackthorn waren für mich eine echte Entdeckung. Mit ihrem selbstbetitelten “symphonischen Hextreme Metal” haben mich die
Mädels aus Russland echt umgehauen. Die Sängerin Aina besitzt eine immense stimmliche Bandbreite, vom Sopran über mittlere Tonlagen bis hin zu bitterbösen Growls. Für ein ganz eigenes Klangerlebnis sorgte der Einsatz einer Violine. Ich wurde von der Band so sehr verhext, dass ich das Photo-Shooting mit Whyzdom versäumt habe.
Auch die Band Feridea aus Finnland war mir vorher nicht bekannt. Halt, stopp. Stimmt nicht ganz, zumindest Frontfrau Katra Solopuro ist kein unbeschriebenes Blatt, ist sie doch die
Sängerin der nach ihr benannten Band KATRA. Und zu dieser Band gibt es durchaus musikalische Parallelen. Katra konnte mit ihrem klaren Sopran überzeugen. Druckvoller melodischer Power-Metal angereichert mit symphonischen Elementen und keltischen Einflüssen (Violine).
Whyzdom konnte ich im vergangenen Jahr gleich zweimal live
erleben, beim Dames of Darkness in Bilston und beim FemME II in Eindhoven. Nun standen sie auch beim Metal Female Voices Fest auf der Bühne. Ihr 2015er Album “Symphony For A Hopeless God” erhielt durch Anschlagsserie der letzten Zeit eine brandaktuelle Bedeutung. Eine Vielzahl der Songs stammte auch von diesem Album. Die Band hatte sich mit vier Background-Sängerinnen (The Dark Whispers Choir) verstärkt und lieferte erneut eine hervorragende Show ab. Marie zeigte
die ganze
Bandbreite ihre stimmlichen Fähigkeiten. Aber sie sang nicht nur einfach. Sie schlüpfte auch immer wieder in die, zu den Songs passenden Rollen. Es war der erste Live-Auftritt der Band nach Marie’s Schwangerschaft, bei dem sie auch zum ersten Mal ihr neues Bühnen-Outfit trug, ein Traum in Rot.
Auch Enemy of Reality
haben mit “Arakhne” ein neues Album produziert, das am MFVF-Wochenende erschienen ist. Und dieses präsentierte die Band um Sängerin Iliana am Sonntagabend. Und für ihre Show hatte sich die Band eine illustre Schar von Gästen eingeladen:
Chiara Malvestiti (Therion, Crysalys), Maxi Nil (Jaded Star) und Mike LePond (Symphony X). Iliana soll an diesem Abend stimmliche Probleme gehabt haben, davon Iliana habe ich zumindest nicht bemerkt.
Dann wurde es erneut kalt und düster in den Oktoberhallen, Tristania zelebrierten symphonischen Gothic Met
al in Perfektion. Mit drei Sängern (female und male Klargesang sowie Growls) decken sie die gesamte gesangliche Bandbreite ab.
Die Band kam direkt aus dem Proben und präsentierte mit “Libre” als Weltpremiere einen völlig neuen Song. Damit stieg natürlich die Vorfreude auf den “Darkest White” – Nachfolger.
Voller Erwartung standen die Fans dann vor der Bühne. Immerhin hatte Liv Kristine eine spezielle “Theatre of Tragedy” Show angekündigt. Und als Gastsänger war ihr früherer Gesangspartner Raymond Rohonyi angekündigt. Und gemeinsam ließen sie die Hits der Gothic Metal Pioniere in neuem Glanz erstrahlen. Mit Songs wie “Cassandra”, “Siren” oder auch “Machine
” sorgten sie permanent für Gänsehaut pur. Aber Liv sang auch eigene Titel, wie ”Vervain” oder “Paris Paris”. Den krönenden Abschluss bildete dann “Tanz der Schatten”.
Setlist Liv Kristine:
- Intro
- Vervain
- Venus
- A Hamlet for a Slothful Vassal
- Paris Paris
- Cassandra
- On Whom the Moon Doth Shine
- Image
- Panic
- Let You Down
- Siren
- Machine
- Black as the Devil Painteth
Zugabe:
- Commute
- Love Decay
- Der Tanz der Schatten
Zu Tarja Turunen, der ehemaligen Sängerin von Nightwish, muss man nicht mehr allzu viel sagen.
In den letzten Monaten war die Sängerin derart kreativ, dass sie in kurzem Abstand gleich zwei Alben veröffentlicht hat. So kamen dann auch die meisten der Songs vom aktuellen
Album “The Shadow Self”, das wohl das rockigste Album aus Tarja’s Solokarriere ist. Dementsprechend war das auch die bisher härteste Show die ich von ihr gesehen habe. Tarja ist zurück im Hardrock bzw. symphonischen Metal. Das Highlight des Abends war für mich das Medley aus alten Nightwish-Songs. Hier lief die Finnin zu ihrer Höchstform auf. Ein grandioser Abschluss des zweitägigen Festivals!
- Intro
- No Bitter End
- 500 Letters
- Eagle Eye
- Demons in You
- Lucid Dreamer
- The Living End
- Calling from the Wild
- Tutankhamen / Ever Dream / The Riddler / Slaying the Dreamer (Nightwish cover)
- Love to Hate
- Victim of Ritual
- Too Many
Zugabe
- Innocence
- Die Alive
- Until My Last Breath
- Outro – It’s a Hit Song
Das Metal Female Voices Fest war wieder einmal ein großes Familientreffen. In den gut zwei Tagen konnte man viele “alte” Freunde aus aller Welt treffen und neue Bekanntschaften schließen. Beeindruckend ist immer wieder die Nähe zwischen Fans und Musikern.
Licht und Sound waren, von kleineren technischen Problemen mal abgesehen, erneut hervorragend. Vermisst habe ich in diesem Jahr die große Visions-Wand neben der Bühne. Aber hier reichte wohl das Budget in diesem Jahr nicht, da die Besucherzahl leider etwas zu wünschen übrig ließ. Vor der Bühne gab es doch diverse Lücken. Bleibt zu hoffen, dass sich die Veranstalter davon nicht beeindrucken lassen und mit vollem Elan und Enthusiasmus die vierzehnte Auflage dieses weltweit einzigartigen Festivals für 2017 organisieren.
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