Das letzte Album von Aevum unter dem Namen „Glitch“ hat mir überhaupt nicht zugesagt. Da war der unmittelbare Vorgänger „Multiverse“ um Klassen besser. Auch der Live-Auftritt beim dritten Female Metal Fest in Meyrin (Genf) im Jahr 2017 konnte mich voll und ganz überzeugen. Anfang 2025 erscheint das nunmehr vierte Album „Kaleidoscope“. Mir stellt sich nun die alles entscheidende Frage, war „Glitch“ nur ein Ausreißer oder wollen die Musiker aus Turin (Italien) künftig wirklich so klingen?
„D20“ ist schon ein merkwürdiger Song-Titel. Aber die Presseinfo liefert dazu nähere Informationen: „Textlich spielt „… der Song …“ mit Themen wie Schicksal und Zufall, indem er den Wurf eines 20-seitigen Würfels als Metapher für die unvorhersehbaren Wendungen des Lebens heranzieht.„. Ein melodischer Song der eine Folk-Schlagseite hat, aber auch energiegeladene Riffs. Erfreulicherweise kann man die schöne Sopran-Stimme von Lucille genießen. Gesangspartner Richard steuert im wesentlichen klaren Gesang bei. Die Growls von Hydra gehören wohl der Vergangenheit an. Obwohl nicht ganz. Bei „Be A Lady“ kann man diese hören, allerdings von den Gast-Sängerinnen Katlin: und Velenia (OCTO CRURA). Und die Drei Damen singen im Trio, da Lucile ihren Sopran einbringt. Der Pressetext beschreibt dies als „Hymne, die Gothic-Eleganz mit roher Kraft verbindet„. Dem muss man nichts hinzufügen. „Nightshade“ ist wohl eine Anspielung auf den Künstlernamen der Sängerin. Eine wunderschöne Ballade, in der einige der Gesangspassagen gehaucht werden, aber ansonsten den Sopran voll zur Geltung kommt. Das instrumentale Zwischenspiel „Dark Tunes“ wird geprägt von Synthie-Melodien, die teilweise ein wenig gespenstisch wirken. „Fog Of Fear“ ist kraftvoll, aggressiv und düster. Hier geht es teilweise zurück in die Zeiten von „Glitch“. Aber für einen Song kann man dies durchaus verschmerzen, vor allem auch, weil es immer noch melodisch ist. Hier gibt es Growls kombiniert mit dem ätherischen Gesang von Lucille. „The Inquisition“ startet ruhig. Der Gesang wird begleitet von klaren Gitarren und Streichern. Und endlich kann man ihn hören, den herausragenden Opern-Sopran, den ich beim Vorgänger schmerzlich vermisst habe. Und Richard straft mich erneut Lügen, es gibt weiterhin Growls. Wenn auch bei weitem nicht so bitterböse wie früher. „Ashes To Ashes“ wird stark geprägt von Industrial-Anleihen. Diese Synthies sind nicht so ganz mein Geschmack. Und es ist auch kein wirklicher Song, sondern eher ein instrumentales Outro. Outro? Ja, denn danach gibt es leidiglich zwei Instrumental-Versionen von „D20“ und „Fog Of Fear“. Diese würde ich jedoch in die Kategorie verzichtbare Bonus-Tracks einstufen. Somit verbleibt eigentlich eine reine Spielzeit von etwas mehr als fünfundzwanzig Minuten.
„Kaleidoscope“ bietet Licht und Schatten. Positiv zu vermerken ist, dass sich die Turiner auf dem Weg zurück zu ihren Wurzeln befinden. Und dass sie den melodischen Anteil immens erhöht haben. Aber aus meiner Sicht hätten Aevum durchaus auf alle instrumentalen Tracks verzichten können. Aber zumindest ist die Band auf dem richtigen Weg. Das absolute Highlight des Albums ist für mich „Be A Lady“. Von Songs dieser Güte hätte ich gern mehr gehört. Und ich habe meine Probleme dieses Werk als Album einzustufen. Aus meiner Sicht wäre EP hier treffender.
Aevum – D20: https://youtu.be/lx6yPw9t6xg?si=DolxbXOV7Ky6J99_
Lineup:
Ilaria Lucille „Nightshade“ De Santis – Vocals
Richard – Vocals, Synths
Emanuel „Ema“ la Croix – Guitar
Danilo „Lord of Destruction“ Molatieri – Guitar
Paul Grey Hunter – Bass
Lorenzo „Lore“ Aimo – Drums
Label: DarkTunes Music Group
VÖ: 17. Januar 2025
Spieldauer: 33:48
Titelliste:
- D20
- Be A Lady
- Nightshade
- Dark Tunes
- Fog Af Fear
- The Inquisition
- Ashes To Ashes
- D20 (Instrumental Version)
- Fog of Fear (Instrumental Version)

