Symphonic Metal Bands schießen immer noch wie Pilze aus dem Boden. Obwohl dieses Genre inzwischen den Zenit überschritten hat.
Das waren meine einleitenden Worte zum Review des Hel’s Throne Debüt-Album „Ravens Flight“ (2021). Die Band stammt aus der sachsen-anhaltinischen Kleinstadt Jessen. Gegründet im Jahr 2018, haben sich Hel’s Throne inhaltlich der nordischen Mythologie verschrieben. Das zunächst in Eigenregie vertriebene Album wurde nur wenige Monat später vom italienischen Label WormHoleDeath Records erneut veröffentlicht. Die Band könnte eine Lücke schließen, die durch stilistische Änderungen bzw. die Auflösung einstiger Platzhirsche des Symphonic Metals aufgerissen worden. Grund genug, für mich einmal nachzuhaken.
KoR: Hallo. Ich bin Rainer und schreibe für Keep on Rocking. Vielen Dank, dass ich dieses Interview mit Euch führen kann. Wie geht es Euch?
Hel’s Throne: Hallo Rainer, zuerst möchten wir uns bei dir für das Review unseres neuen Albums bedanken. Wir haben uns sehr über deine geschriebenen Worte gefreut. Uns allen geht es so weit gut, alle sind gesund und wohlauf. Wir hätten nach dem Release im Sommer natürlich gern viel öfter das neue Album live präsentiert, aber die momentane Situation hat es einfach nicht zugelassen. Wir haben dennoch die Zeit genutzt und neue Songs geschrieben.
KoR: Hel’s Throne bestehen erst seit wenigen Jahren. Stellt Euch bitte kurz vor.
Hel’s Throne: Wie du bereits in der Einleitung erwähnt hast, gibt es uns seit 2018. Wir sind eine female-fronted Metalband mit der musikalischen Ausrichtung Symphonic Metal. Anfänglich haben wir uns auf das Covern von Titel aus unserem Genre konzentriert, wobei uns eigentlich schnell klar wurde, dass wir eigene Songs schreiben wollen.
KoR: Wie habt Ihr Euch zusammengefunden? Habt Ihr vor der Gründung von Hel’s Throne Erfahrungen in anderen Bands gesammelt?
Hel’s Throne: Willy, Jürgen und Zicke waren bereits mehrere Jahre zusammen unterwegs und eines Tages kreuzten sich die Wege mit der Band von Bekka und Schulle und es wurden mehrere Shows gemeinsam gespielt, bis die Idee kam, ein gemeinsames Projekt aufzuziehen. Und so wurde HEL’S THRONE gegründet. Nach den Recording Sessions zum Album Ravens Flight bei Lars Rettkowitz (Freedom Call) waren wir so von unserem Gastsänger Litzer angetan, dass wir mit ihm gemeinsam beschlossen, den weiteren Weg zusammen zu gehen.
KoR: In Eurem Bandnamen nutzt Ihr die nordische Übersetzung für „Hölle“. Hel ist in der Mythologie die Herrscherin der gleichnamigen Unterwelt (auch Helheim). Wie seid Ihr auf die nordische Mythologie gekommen?
Hel’s Throne: Die nordische Mythologie und speziell auch die nordische Götterwelt ist ein Hobby unseres Drummers Zicke. Irgendwann hatte er davon erzählt, dies zum zentralen Bandthema machen zu wollen. Und so kam es dann auch. Es ergeben sich wunderbare Texte aus den nordischen Geschichten und diese lassen sich gut in unsere Musik integrieren. Die Göttin “HEL” kommt fast immer zu negativ in ihrer Darstellung weg, in allen Filmen, den meisten Bücher ist sie durchweg böse und grausam. Aber alten Überlieferungen zufolge verkörpert sie beides, Himmel und Hölle. Und das wollten wir durch unsere Musik auch richtigstellen. (lachen)
KoR: Ihr habt im Jahr 2021 Euer Debüt veröffentlicht. Welche Geschichten aus Helheim erzählt Ihr in den fünf eigenen Songs?
Hel’s Throne: Im Prinzip befassen sich alle unsere Songs mit den Geschichten, die mit und um HEL geschehen. HEL ist die Göttin der Unterwelt und sie entscheidet, welchen weiteren Weg die Seelen der Toten gehen. Hierbei gibt es nicht nur die negativen Seiten, sondern auch die positiven, welche wir in unseren Texten aufzeigen. Dieser rote Faden zieht sich durch alle unsere Tracks und dies wird auch bei den neuen Songs so bleiben.
KoR: Als sechster Track befindet sich ein Cover auf dem Album. „Faded“ von Alan Walker (Gesang Iselin Solheim). Warum habt Ihr Euch für diesen Elektro-Pop-Song entschieden? Und wie passt der zu den Eigenkompositionen?
Hel’s Throne: Die Idee diesen Song auf unsere Art zu covern, kam von Bekka. Im Original ist es einer der meistgeklickten Songs auf diversen Plattformen und dies auch zurecht. Dynamisch, eingängig, melancholisch, … also eigentlich perfekt für Symphonic Metal. Auch die Story aus dem Song kann die Geschichte zweier Seelen erzählen, die sich in der Nachwelt suchen.
KoR: Apropos Eigenkompositionen. Wer schreibt bei Euch die Songs?
Hel’s Throne: Bei uns gibt es kein Mastermind. Wir schreiben die Texte und Songs auf verschiedenster Art und Weise. Bisher hat jedes Bandmitglied Ideen für diverse Songs eingebracht und wir glauben genau deswegen sind unsere Songs auch so individuell und verschieden.
KoR: Wie hat Euch die Pandemie Eure Studioaufnahmen beeinflusst?
Hel’s Throne: Ehrlich gesagt, hatten wir durch die Pandemie mehr Zeit, um unser erstes Studioalbum zu recorden, da weder Touren noch Gigs möglich waren. Dies war aber leider der einzige Vorteil in dieser Zeit.
KoR: Ihr habt „Ravens Flight“ zunächst in Eigenregie veröffentlicht. Wie ist WormHoleDeath auf Euch aufmerksam geworden? Was bedeutet dieser Plattenvertrag für Euch?
Hel’s Throne: Das ist richtig. Nach der Veröffentlichung hat ein Fan uns empfohlen doch mal bei WormHoleDeath vorstellig zu werden. Das haben wir dann getan und es hat funktioniert. Nun hoffen wir durch den Deal noch etwas an Bekanntheitsgrad zu gewinnen, um auch mal auf dem ein oder anderen Festival spielen zu dürfen.
KoR: Seid Ihr zufrieden mit dem Album? Wie waren die Reaktionen von Fans und Presse?
Hel’s Throne: Wir sind enorm glücklich mit unserem Album. Einen großen Anteil daran hat Lars Rettkowitz. Die Arbeit mit ihm in seinem Emperial Sound Studio war sehr spannend und kreativ. Wir denken, das Endergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Die Reaktionen waren bisher durchweg positiv. Oft wurde erwähnt, unsere Songs sind sehr unterschiedlich und enorm abwechslungsreich. Weitere Reviews des Albums haben gemeint, dass wir in keine Schublade gesteckt werden können und nicht mit bekannteren Bands vergleichbar sind. Es war unser Ziel genau das zu erreichen.
KoR: Wie viele andere Bands seid Ihr als Cover-band gestartet. Welche Bands haben Euch inspiriert bzw. inspirieren Euch noch heute?
Hel’s Throne: Viel Einfluss hatten und haben immer noch die Genre-Giganten Nightwish, Delain, Epica oder auch Amaranthe. Dennoch versuchen wir natürlich unseren eigenen Weg zu gehen.
KoR: Wie wird es künftig mit Hel’s Throne weitergehen? Ist ein weiteres Album geplant? Wie es Konzerte-Reisen geben, wenn sich die Lage wieder normalisiert hat?
Hel’s Throne: Auf jeden Fall möchten wir wieder, wie alle Musiker und Bands, auf die Bühne. Wir hoffen so sehr, dass dies bald wieder möglich sein wird. Derzeit basteln wir an neuen Songs und wir möchten natürlich nicht ausschließen ein weiteres Album zu produzieren. Es bleibt spannend.
KoR: Ich bedanke mich noch einmal für dieses Interview. Möchtet Ihr den Fans zum Abschluss noch etwas sagen?
Hel’s Throne: Sehr gern. Wir wünschen allen da draußen einen guten Start in das neue Jahr. Bleibt alle gesund und vielleicht sieht man ja den ein oder anderen vor der Bühne, sobald es wieder möglich ist.
Hel’s Throne sind:
Bekka – Vocals
Litzer – Vocals
Schulle – Guitars
Zicke – Drums
Willy – Bass
Jürgen – Keyboards