Am 16./17. Oktober gab es die zweite Auflage des Femme Metal Events. Schauplatz war das Effenaar in Eindhoven. Viele hochkarätige Bands waren angekündigt und auch für mich unbekannte Bands. Auf zwei Bühnen sollten die Shows zelebriert werden. Vor der großen Bühne haben ca. 1400 Fans Platz, vor der kleineren lediglich 300. Leider konnte ich für diese Veranstaltung keinen Photopass ergattern. Und vor der großen Bühne war stets reges Gedränge. Deshalb möchte ich mich vorab für die teilweise nicht ganz optimale Bildqualität entschuldigen. Alle Bilder gibt es auf Flicker zu sehen: https://flic.kr/s/aHskmMWQ7h. Die Photos vom Akustik-Set sind von Wendy Steenmans.
Für alle die schon einen Tag vorher angereist waren fand am Vorabend eine Warmup-Party statt.
Im Kino Zien Service Bioscoop gab es die Weltpremiere des Filmes “Soaring Highs and Brutal Lows: The Voices of Women in Metal”, einen Dokumentarfilm mit Interviews, Konzertausschnitten und Archivmaterial von und mit folgenden Sängerinnen: Alissa White-Gluz, Anneke van Giersbergen, Charlotte Wessels, Doro, Floor Jansen, Kobra Paige,
Marcela Bovio und Simone Simons. Und im Anschluss daran gab’s noch einen Akustik-Set mit Marcela Bovio und Stream Of Passion (zumindest einem Teil der Musiker). Als spezieller Gast trat auch Anneke van Giersbergen auf. Zunächst traf man sich aber im Foyer auf ein Bier. Die Fan-Gemeinde ist eben wie eine große Familie.
Der Freitag war ein trüber Tag, also nichts mit Sightseeing. Also den Tag im Wesentlichen im (kalten) Hotelzimmer verbracht und die Vorschau auf das zwei Wochen später stattfindende Autumn Moon Festival geschrieben. Und dann zu einem “Nachmittags-Bier” mit Freunden. Um 17:30 Uhr öffneten sich endlich die Türen des Effenaar. Erste Bands des Abends waren Whyzdom aus Frankreich mit der bezaubernden Marie Mac Leod am Mikro. Der Schwerpunkt lag auf dem aktuellen Album “Symphony For A Hopeless God”. Wie bereits beim Dames Of Darkness gab es eine Super-Show.
Als Gäste hatten sie den Dark Whispers Choir dabei, der für die überzeugenden Background Chorusse sorgte. Das war Symphonic Metal vom Feinsten. Danach ein schneller Wechsel treppabwärts zur kleinen Bühne. Dort eröffneten Autumn den Reigen der Shows. Die Band habe ich vor vielen Jahren als Special Guest von Within Temptation gesehen, damals noch mit Sängerin Nienke de Jong. Sicher, es war eine solide Vorstellung, aber von der einstigen Härte und der charismatischen Stimme von Nienke ist leider nicht mehr sehr viel übrig.
Und treppauf – treppab ging es an beiden Tagen weiter. Es gab fast keine Verschnaufpause. Die nächste Band auf der großen Bühne war dann Visions Of Atlantis aus Österreich. Die Band hat sich ja vor zwei Jahren komplett neu formiert. Jetzt klingen die Symphonic-Metaller aus dem oberösterreichischem Linz fast wieder wie zu Zeiten von Nicole Bogner und Melissa Ferlaak.
Zu Aeverium im kleinen Saal kam ich leider zu spät, so das der Raum bereits brechend voll war. Kein Reinkommen. Dasselbe passierte mir leider auch zwei Stunden später bei Kingfisher Sky. Beide Bands hätte ich gern live gesehen. So war die nächste Band, die ich live erleben konnte Draconian aus Schweden. Düstere Sound-Giganten, u.a. mit Songs vom Ende Oktober erscheinenden Album “Sovran”. Während der Show von Lacuna Coil war dann das Photo-Shooting mit Aria Flame geplant. Aber wie das Leben mal so spielt…
Letzte Band des Abends waren Aria Flame aus der Region der großen nordamerikanischen Seen. Mit einer starken EP “A World Of Silence” im Rücken wusste der Fünfer um Frontfrau Aziza Poggi voll und ganz zu überzeugen.
Klasse Symphonic Metal mit der charismatischen Stimme von Aziza. Und als Gast trat Kassy Novell (Mercy Isle) auf. Ein gelungener Ausklang des ersten Tages. Und im Anschluss kam es dann doch noch, das kurze Photo-Shooting, bevor die Band aufbrechen musste, ihrem nächsten Konzert entgegen.
Am Samstag war ich erst gemütlich Mittagessen.
Das Catering im Effenaar war nicht so ganz überzeugend. So kam ich gerade rechtzeitig zum Auftritt von Karmaflow, ein auf die Bühne projiziertes Rockoper-Videospiel mit viel Bombast und zwei Sängern (Growls und Klargesang) und einer Sängerin.
Die Band hat den Opern-Metal zwar nicht neu erfunden, lieferte aber eine solide Performance ab. Da waren Sin7sinS schon eine ganz andere Hausnummer. Kraftvoller Metal, Klasse-Gesang. Weil Xandria ganz kurzfristig wegen Rückenproblemen von Schlagzeuger Gerit Lamm ihren Auftritte absagen mussten, spielten als nächstes Nymeria auf der großen Bühne. Nach eigenen Angaben eine Melodic Death Metal Band, Death, ja – das kann ich bestätigen, aber Melodic? Einzige Frau auf der Bühne war Nathalia Hoogkamer an den Keyboards. Überhaupt nicht mein Geschmack. Also schnell wieder runter zur kleinen Bühne.
Dort spielten End Of The Dream Symphonic Metal, und wie sie den zelebrierten.. Druckvoll, mit toller Gesangsleistung. Und Frontfrau Micky Huijsmans schüttelte ausgiebig ihr Haar.
Stream Of Passion, die am Donnerstag schon für einen kurzen Akustik-Set auf der Bühne standen, über nahmen den Platz von Xandria.
Der symphonische progressiv angehauchte Metal konnte die Fans voll überzeugen. Und die aus Mexiko stammende Frontfrau Marcela Bovio griff auch wieder zu ihrer Flying V Violine. Danach wuchtete die aus Tilburg kommende Scarlet Stories ein gehöriges Maß an Düsternis und Melancholie auf die kleine Bühne. Sängerin Lisette van den Berg ließ sich auch von einigen technischen Problemen beim Soundcheck nicht beeindrucken.
Danach kam der erste Auftritt von Chistofer Johnsson, Mastermind von Therion. Mit seinem Side-Projekt Luciferian Light
Orchestra enterte er die große Bühne des Effenaar. Wie nicht anders zu erwarten war, klang das Ganze auch ein wenig nach seiner Hauptband, allerdings ein wenig okultiger, retrolastiger. Gut gemachter Rock, eine Mischung aus Symphonic, Prog und Klassik-Rock. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Auf der kleinen Bühne spielten dann Dyonisis, Alternative-Rock aus dem englischen Sheffield. Dieser handgemachte Sound gefiel mir schon besser, die beiden Sängerinnen Nel Cave und Louisa Welsby wussten zu überzeugen. Die beiden nächsten Bands auf der kleinen Bühne habe ich ausgelassen, Trash und Death Metal entsprechen nicht so ganz meinem Geschmack.
Dafür aber The Gentle Storm, dass auf die große Bühne gehievte Projekt von Anneke van Giersbergen und Arjen Lucassen. Der Meister himself stand zwar nicht mit auf der Bühne, dafür aber als zweite Sängerin Marcela Bovio (Stream of Passion) und weitere niederländische Musiker-Prominenz. Gegenüber zum Teil schlechten Presse-Rezensionen (in Deutschland) wurde hier ganz großer epischer Metal zelebriert.
Anschließend wurde dann umgebaut für die nächsten Düsterheimer des Festivals – Tristania. Die Band aus dem norwegischen Stavanger mit ihrer italienischen Sängerin Mariangela Demurtas sorgte für gefühlte absolute Sonnenfinsternis. Der Gesang, eine Mischung aus bösen Growls sowie weiblichen und männlichen Klargesang brannte sich förmlich in die Gehörgänge ein.
Headliner des Abends waren dann Therion, die Symphonic-Metal-Überflieger aus Schweden. Zum ersten Mal konnte ich so die neue Opernstimme live erleben, Chiara Malvestiti von der italienischen Band Crysalis. Sie tritt live in die großen Fußstapfen von Lori Lewis, und das machte sie am Samstagabend auch ganz hervorragend. Eigentlich hatte ich mich für diesen Abend noch mit Kristell Lovagie aka Ladyhell von Lovelorn Dolls verabredet, aber ich war vom vielen Treppensteigen schon so müde und fußlahm. Und die darauf folgende Nacht im Hotel sollte auch kurz werden.
Das war ein Superwochenende mit Klasse-Konzerten. Der Sound war sehr gut. Die Organisation war perfekt, die Security unauffällig. Viele Freunde wiedergetroffen, neue Bekanntschaften geschlossen. Allerdings erschloss es sich mir nicht, warum Bands wie Purest Of Pain oder auch Nymeria aufgetreten sind. Eine Frau an Gitarre oder Keyboard macht für mich noch keinen Female Metal, ansonsten könnten ja auch Bands wie Alice Cooper, My Dying Bride oder Crematory dort auftreten.
Die Location lag schön zentral und konnte nach wenigen Minuten Fußweg erreicht werden. Für mich nicht so ganz optimal war das viele Treppensteigen. Verbessert werden könnte die Meet and Greets mit den Bands. Was im Foyer zur kleinen Bühne noch ganz gut funktionierte war bei den auf der großen Bühne spielenden Bands doch wesentlich schwieriger. Und beim Catering war dann auch noch Luft nach oben. Mamplige Burger-Brötchen sind nicht jedermanns Geschmack.
Das nächste FemME soll am 23./24. September nächsten Jahres stattfinden. Und für einen Monat später ist das Metal Female Voices Fest im benachbarten Belgien geplant. Bleibt zu hoffen, dass zwei sehr ähnliche Veranstaltungen innerhalb eines kurzen Zeitraums in dieser kleinen Region tragfähig sind. Als Fan kann man eigentlich nur hoffen, dass beide Veranstalter kooperativ zusammen arbeiten und nicht versuchen sich gegenseitig Fans und Bands wegzunehmen!
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