Bewertung: 8,5/10
Autor: David Kerber
Zwei Jahre nach ihrer Debut-EP legen Northern Crown aus dem Sonnenstaat Florida mit The Others nun ihr Langspieldebut vor. Und das macht Candlemass, Below und Sorcerer ordentlich Konkurrenz. Wie, Doom-Metal aus Florida? Ganz recht, und das auch noch in exzellenter Qualität.
Beginnen tut das Album eher doom-untypisch mit luftiger Gitarre, die eher an Prog erinnert, aber schon noch ner knappen halben Minute kommen die typischen schleppenden, düsteren Doom-Riffs. Erhaben, fett und episch dröhnen sie aus den Boxen, dazu Frank Serafines epischer, fast schon unheilvoller Gesang sorgen für viel Atmosphäre. Klasse Einstieg ins Album, der seine epischsten Momente zum Ende hin, wenn die Orgel mit einsetzt und der Gesang mehrstimmig intoniert wird, hat.
„Surreality“ ist ein schneller Rocker mit großartigen Riffs und (noch besserer) Hammondorgel. Aber solche schnellen Nummern sind im Doom-Bereich ja längst keine Seltenheit mehr, es muss ja nicht immer nur schleppend sein, Hauptsache die Grundstimmung ist düster.
Mit „No one came to mourn me“ verlassen Northern Crown den Metal-Bereich und dringen in den Dark-Elektro/Ambient Bereich (vergleichbar mit Ego Likeness) vor. Düstere Keyboardpassagen, orchestrale Arrangements, melancholischer Gesang und zum Ende hin ein wenig Gitarre (erinnert ein wenig an Tangerine Dream der 80er/90er Jahre nur mit Gesang) sorgen für eine unheilvolle, düstere Atmosphäre und ganz viel Tiefgang. Doom-untypisch, aber für mich dennoch der stärkste Song der Platte.
„Apostate“ ist dann wieder gitarrenlastiger, beginnt akustisch bevor er dann wieder mit genretypischen Riffs versehen wird. Hier geht’s wieder mehr Richtung Krux/Abstract Algebra (vor allem aufgrund der Orgel). So sorgt man innerhalb des Albums und auch der Songs für ordentlich Abwechslung, wie es bei Doom-Kapellen sonst meist nicht geboten wird.
„A pox upon your house“ ist ein instrumentales Stück, das wieder eher in den Dark-Ambient-Bereich fällt. Erneut mit viel Atmosphäre und traumhaft schöner Melodie versehen, fast schon filmmusikhaft. Also Augen schließen und den inneren Film ablaufen lassen.
Mit dem abschließenden „Les autres“ wird es ganz episch. Elf Minuten voller starker Riffs, epischer Orgelteppiche und klasse Gesang (inklusive ein paar Growls zum Ende des Epos). Epic-Doom at its best. Der krönende Abschluss eines ganz starken Debut-Albums, wahrscheinlich das beste Debut, das mir je untergekommen ist.
Northern Crown haben mit „The Others“ ein geniales Album vorgelegt, das auf eine goldene Zukunft des Doom-Metals hoffen lässt. Wer sich dieses Album entgehen lässt, ist selber Schuld.
Northern Crown – With malicious eye: https://www.youtube.com/watch?v=vLuRMomiE-Y
Lineup:
Leona Hayward Bass, Guitars
Zachary Randall Guitars, Bass, Keyboards
Frank Serafine Vocals, Guitars
Josh Brown Drums
Label: Selbstvertrieb
VÖ: 14. Oktober 2016
Spielzeit: 41:59
Titelliste:
- With malicious eye
- Surreality (The tell-tale mind)
- No one came to mourn me
- Apostate
- A pox upon your house
- Les autres