Bewertung: 7,5/10
Autor: David Kerber
Wer von dem Begriff “Experimental Metal“ abgeschreckt wird und sich darunter einen kruden, schwer verdaulichen Genremix mit avantgardistischen Zügen vorstellt, hat in den meisten Fällen recht. Doch bei den Belgiern Blind Seer liegen die Dinge etwas anders. Zwar zählen auch sie zum Experimental, doch klingen sie nicht so chaotisch und verkopft wie manch anderer Act dieses Genres.
Zwar verwursteln Blind Seer auch etliche Genres miteinander (Industrial, Prog, Alternative…), doch schaffen sie es dabei organisch und songdienlich zu bleiben. Auch gehen sie zumeist melodisch vor und überladen die Songs nicht. Prägend sind die Doublebass und viele, meist abrupte Tempowechsel. Zudem wird das klassische Schema „Strophe – Refrain – Strophe – Refrain“ zumeist aufgehoben, denn auf klassische Refrains wurde weitgehend verzichtet. Hervorzuheben sind der Opener „Deafening silence“, „Sanctuary“ und mit seiner düsteren Grundstimmung (teilweise fast schon blackmetallisch) hervorragend intonierten „Guilt“.
Blind Seer schaffen es immer wieder, den Hörer mit neuen Nuancen und Arrangements zu überraschen. Mit Apocalypse 2.0 ist den Belgiern ein sehr abwechslungsreiches und spannendes Album gelungen, dass nie langweilig wird. Einzige Wermutstropfen: Die Gastmusiker (u.a. Johan Nuñez von Firewind) sind nicht herauszuhören, man weiß also nicht ob und auf welchen Tracks sie eigentlich mitspielen und mit „My mind can’t feel“ gibt es doch einen Song der für viele Hörer wohl zu abstrus und krude klingen kann. Ansonsten kann ich das Album nur weiterempfehlen, endlich mal eine Band mit Mut zum Ungewohnten. Klasse.
Lineup:
Wan – Vocals
Asthar – Guitars, Bass, Synths, Theremin
J-Mo – Drums
Label: Massacre Records
VÖ: 21. Juli 2017
Spielzeit: 52:43
Titelliste:
- Deafening Silence
- Revolution
- Total War
- Apocalypse 2.0
- Sanctuary
- Guilt
- Secrets Untold
- Journey To The Unknown
- Spirit In The Machine
- My Mind Can’t Feel
- Eternity
- Starman (David Bowie Cover)