Sie haben sich benannt nach ihrer Heimatstadt Königswinter. Ursprünglich entstand Kings Winter als Neben-Projekt des Ehepaars Jule und Tobias Dahs. Zu dieser Zeit waren sie noch Mitglieder der deutschen Melodic Death Metal Band Leviathan, die sich inzwischen in Living Abyss umbenannt haben, im Jahr 2019. Das war wohl auch der Zeitpunkt des Ausstiegs von Jule und Tobias. Inzwischen sind Kings Winter zu einer vierköpfigen Band gewachsen. Im Januar 2024 erschien das zweite Album der Band, „The Other Side Of Fear“. Es ist an der Zeit, bei den beiden Masterminds nachzufragen.
KoR: Hallo, ich bin Rainer und schreibe für Keep on Rockin. Wie geht es Euch?
Jule: Hallo Rainer, erst einmal vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast! Uns geht’s gerade sehr gut und wir freuen uns darauf, unser neues Album endlich auf die Metalgemeinde loslassen zu können.
KoR: Auf Facebook habt Ihr etwas mehr als 1200 Follower. Somit gehört Ihr eher noch zu den Newcomern. Stellt Euch bitte kurz vor.
Tobias: Das ist definitiv richtig, denn so lange sind wir ja auch noch nicht mit Kings Winter dabei. Grundsätzlich gibt es die Band seit dem Jahr 2018 und nachdem Jule und auch ich vorher bereits in anderen Bands aktiv waren, wollten wir ein Projekt ins Leben rufen, bei dem wir unsere Vorliebe für eher klassischen Heavy Metal ausleben konnten. Aus einer ersten EP ist dann dank zahlreichen positiven Rückmeldungen schnell die Idee entstanden, Kings Winter auch langfristig und deutlich ernsthafter zu betreiben. Inzwischen haben wir eine vollständige Bandbesetzung beisammen und werden ab Herbst dann auch auf die Bühne gehen.
KoR: Was war der Grund für die Gründung von Kings Winter im Jahr 2018?
Tobias: Seitdem ich mir im Jahr 2018 ein Heimstudio eingerichtet hatte, wollte ich schon immer gemeinsam mit Jule mehr an eigenen musikalischen Ideen arbeiten, die vor allem auch primär auf Klargesang setzen. Als unser Schlagzeuger bei Leviathan/Living Abyss dann Ende 2018 sein erstes Kind erwartete und wir geplant deswegen eine kleine Pause einlegen mussten, hatten Jule und ich plötzlich eben die Zeit, genau diese Idee umzusetzen und Kings Winter ins Leben zu rufen.
KoR: Zu dieser Zeit habt Ihr auch noch bei Leviathan gespielt. Der Sound von Kings Winter unterscheidet sich sehr stark von Leviathan. Warum habt Ihr Euch für Heavy Metal/Hard Rock entschieden?
Tobias: Wie eben angedeutet, gab es bei Leviathan nicht unbedingt viel Platz für diese Seite unserer musikalischen Vorlieben, weil wir deutlich mehr im Melodic Death Metal zuhause waren. Zusätzlich war es aber auch eine ganz bewusste Entscheidung, mit dieser musikalischen Ausrichtung etwas mehr Abstand zwischen die beiden Bands zu bringen, denn wir wollten nicht, dass Kings Winter nur nach einem Ableger von Leviathan klingt, sondern eben auch eine klare und eigenständige Identität hat. Gerade auf dem neuen Album halten aber auch unsere Melodic-Death-Wurzeln wieder mehr Einzug in den Sound von Kings Winter, was sich vor allem in eher härteren Tracks wie „Shadow Of The Cross“ oder „Sonic Thunderstorm“ widerspiegelt.
KoR: Ein Jahr später habt Ihr Leviathan verlassen. Wolltet Ihr Euch voll und ganz auf Euer bisheriges Nebenprojekt konzentrieren?
Jule: Kings Winter war da tatsächlich nicht der primäre Grund für unseren Ausstieg. Viel mehr war es so, dass wir bei Leviathan sehr unterschiedliche Ziele und Vorstellungen hatten, wie es mit der Band weitergehen sollte. Während Jule und ich eher neue Musik produzieren und aufnehmen wollten, war dieses Thema bei den anderen Mitgliedern weiter unten auf der Prioritätenliste. Ab einem gewissen Punkt waren wir dann schlicht und ergreifend so weit voneinander entfernt mit unseren Zielen, dass wir uns entschieden haben, uns von nun an primär auf Kings Winter zu konzentrieren.
KoR: 2019 erschien auch Eure erste EP „Forging The Cataclysm“. Wie gestalteten sich die Aufnahmen damals?
Tobias: Die Aufnahmen waren damals tatsächlich noch etwas improvisiert. Zu diesem Zeitpunkt war dieses Projekt ja noch eher eine lose Idee, weswegen ich erst einmal einfach Songs geschrieben und aufgenommen habe. Nach und nach haben wir dann Vocals hinzugefügt und einfach geschaut, wohin uns die Reise führt. Als wir schlussendlich fünf Songs beisammen hatten, haben wir dann erstmalig angefangen, an eine Veröffentlichung zu denken. Die Aufnahmen waren damals also alles andere als dieser klassische Prozess, den man sich sonst so vorstellt oder den man aus diversen „Making Of“-Dokumentationen berühmter Alben kennt.
KoR: Euer erstes Album „Edge Of Existence“ war dann “ein Kind der Corona-Pandemie“. Da war es sicher von Vorteil, dass die Aufnahmen und Produktion im engen Familienkreis erfolgten?
Tobias: Dieser Umstand war natürlich hilfreich, aber generell sieht unsere Arbeitsweise auch heute nicht viel anders aus. Da wir alle mit Job, Familie und auch anderen Bands recht eingespannt sind, ist es auch heute noch so, dass jedes Mitglied seine Parts primär bei sich zuhause aufnimmt und wir dann die Dateien miteinander teilen. Am Ende läuft alles bei mir zusammen und ich baue die verschiedenen Aufnahmen zum fertigen Song zusammen. Natürlich hat die erzwungene „Pause“ in unser aller Alltag aber viel Freiräume geschaffen, in denen man dann deutlich schneller mit dem Songwriting voran kam, als das zum Beispiel heute der Fall ist. So gesehen wäre „Edge Of Existence“ ohne Corona also wahrscheinlich nicht ganz so schnell entstanden.
KoR: Ein weiteres Jahr später habt Ihr eine EP mit einer Akustik-Session veröffentlicht. Was war die Inspiration für „Sonic Silence – The Unplugged Sessions Vol. 1“?
Jule: „Sonic Silence“ könnte man tatsächlich als Kind der Corona-Pandemie bezeichnen, denn die Idee entstand, als wir während des ersten Lockdowns das Musikmachen im Proberaum vermisst haben. Also haben wir uns einfach die akustische Gitarre und ein Mikro geschnappt und zwei Songs in dieser Form live im Proberaum aufgenommen. Während der Arbeit an diesen neuen Versionen kamen dann aber sofort schon die ersten Ideen, wie man das mit mehr Instrumenten noch besser umsetzen könnte und in wenigen Monaten entstanden dann die fünf Unplugged-Versionen auf der EP.
KoR: Der Zusatz „Vol 1“ macht Hoffnung auf einen Nachfolger. Habt Ihr schon eine weitere Akustik-EP in Planung?
Tobias: Eine Fortsetzung wird es definitiv geben. Gerade bei unserer ersten Probe in voller Bandbesetzung kam das Thema auf und einige der neuen Mitglieder haben auch Interesse an Konzerten in diesem Unplugged-Gewand geäußert. Einen konkreten Zeitrahmen gibt es aber noch nicht, denn wir wollen die Idee auch nicht überstrapazieren. Aber nach dem nächsten regulären Langspieler könnte es durchaus sein, dass wir für eine gewisse Zeit wieder zu den unverstärkten Instrumenten greifen.
KoR: Das zweite Album „The Other Side Of Fear“ habt Ihr erstmalig nicht nur zu zweit eingespielt. Hat sich die Art und Weise der Aufnahmen und Produktion zum Vorgänger geändert?
Tobias: Da gab es tatsächlich einige Veränderungen. Einerseits hat Christian natürlich einige Soli, den Bass und auch ein paar Growls beigesteuert. Aufgenommen hat er alle seine Beiträge in Eigenregie in seinem Heimstudio. Besonders hat sich sein Input aber auch beim Mixing bemerkbar gemacht, denn er bringt jahrelange Erfahrung mit und hat gerade in puncto Bass-Sound viele wichtige Denkanstöße geliefert, weshalb „The Other Side Of Fear“ mit Sicherheit das Album von Kings Winter ist, das am besten klingt. Und auch abseits davon war es einfach super hilfreich, dass wir mit Christian ein weiteres Paar Ohren mit dabei hatten, mit dessen Feedback man viele Dinge noch einmal verfeinern konnte.
KoR: Seid Ihr zufrieden mit dem Ergebnis?
Jule: Es klingt nach dem typischen Klischee, aber „The Other Side Of Fear“ ist nicht nur unser bisher bestes Album in Bezug auf den Sound, auch musikalisch ist die Platte am dichtesten an der Vision dran, die wir für diese Band hatten. Wir sind entsprechend auch sehr stolz auf die Platte und können es kaum erwarten, sie mit euch allen zu teilen.
KoR: Wie waren die Reaktionen von Fans und Presse?
Tobias: Es ist natürlich noch sehr früh und das komplette Album haben die Fans bisher ja noch überhaupt nicht gehört, aber die Reaktionen auf die bisherigen zwei Singles waren bisher super. Und auch das Presse-Echo war soweit extrem positiv, weswegen wir hoffen, dass die Platte dann auch in ihrer Gesamtheit bei unseren Fans gut ankommen wird.
KoR: Welche musikalischen Unterschiede gibt es zwischen den beiden Studio-Alben?
Tobias: Ich glaube, der größte Unterschied ist, dass wir uns mit jeder Veröffentlichung mehr an die härteren Ecken unseres Sounds herantrauen. Gerade „Sonic Thunderstorm“ und „Shadow Of The Cross“ haben schon einen leichten Melodic-Death-Einschlag und sind deutlich härter als alles, was wir bisher gemacht haben. Gleichzeitig stellt ein Track wie „Destroyer Of Worlds“ die epische Seite unseres Sounds etwas mehr in den Vordergrund und ist auch unser erster echter Longtrack. Insgesamt haben wir es dieses mal noch besser geschafft, die Stärken unseres Sounds herauszustellen.
KoR: Ihr seid ja inzwischen eine komplette Band. Wie habt Ihr Eure Mitstreiter (Christian Schmitz und Hendrik Franke) gefunden?
Jule: Der Kontakt mit Christian kam tatsächlich primär über ein SINERGY-Cover zustande, das wir mit befreundeten Musikern als Tribut für Alexi Laiho aufgenommen und auf YouTube veröffentlicht haben. Da der Song zwei Soli hat, wollten wir unbedingt einen weiteren Gitarristen mit dazu holen und da Tobias und Christian sich schon durch frühere Bands lose kannten, viel die Wahl auf ihn. Als klar wurde, dass wir auch für Kings Winter einen Gitarristen suchen und Christian Interesse äußerte, war die Entscheidung schnell klar, denn schon bei den Arbeiten am Coversong konnte man merken, was für ein Profi Christian ist und wie viel Spaß das Arbeiten mit ihm macht. Hendrik dagegen kennen wir schon lange, denn er war bereits bei meiner ehemaligen Band Skadika und später auch bei Leviathan/Living Abyss dabei. Nachdem wir zuerst versucht hatten, zu große Überschneidungen bei den beiden Bands zu vermeiden, wurde uns aber bald klar, dass Hendrik einfach der richtige Mann für den Job ist und so haben wir ihn dann Ende letzten Jahres dazu geholt.
KoR: Werdet Ihr nun zu viert Euer neues Album auch live präsentieren? Und auch außerhalb Eures Bundeslandes Nordrhein-Westfalen?
Tobias: Das ist der Plan. Wir haben inzwischen auch einen Schlagzeuger gefunden, den wir hoffentlich bald offiziell ankündigen können und ab September wird es als Quintett dann auf die Bühne gehen. Durch unsere familiäre Situation mit unserer kleinen Tochter werden wir uns aber vorerst auf einige ausgewählte Gigs beschränken, wollen aber natürlich in Zukunft schon so viele Fans wie möglich auch außerhalb Nordrhein-Westfalens von mit unseren Shows erreichen.
KoR: Ich möchte mich noch einmal für dieses Interview bedanken. Möchtet Ihr Euren Fans zum Schluss noch etwas sagen?
Jule: Erst einmal möchten wir uns natürlich bei dir für das Interview und auch deinen Support über unsere gesamte Karriere hinweg bedanken! Ebenso gilt unser Dank den vielen Fans, auf die wir uns eigentlich bei jeder Veröffentlichung verlassen können, die uns so fleißig mit ihre CD-Käufen unterstützten und damit möglich machen, dass wir Kings Winter von einem einstigen Projekt zu einer richtigen Band machen konnten. Wir hoffen, dass wir möglichst viele von euch dann bald auch auf einem unserer Konzerte persönlich kennenlernen können!
Künstler sind:
Tobias Dahs – Bass, Drum programming, Orchestration, Guitars
Jule Dahs – Vocals
Christian Schmitz – Guitar, Bass, Vocals (Growls)
Hendrik Franke – Bass
Diskographie:
Forging the Cataclysm – EP 2019
Edge of Existence – Album 2021
Sonic Silence (The Unplugged Sessions Vol. 1) – EP 2022
The Other Side of Fear – Album 2024
Social Media:
Bandcamp – https://kingswinter.bandcamp.com/
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Homepage – https://kingswinter-music.com/
Instagram – https://www.instagram.com/kingswinter_music/
Spotify – https://open.spotify.com/intl-de/artist/190WtqK0Z6esqDJRCrty4D
YouTube – https://www.youtube.com/channel/UCHfnpB8wsmkOAMLH9Z6uVDw
