Keine Angst vor Experimenten zu haben und die Latte hoch zu legen ist unser Motto – Interview mit Phantom Elite

44813556554_0d59ca2bdb_c (1)Phantom Elite sind eine brasilianisch/niederländische Metal-Band. Bei Encyclopaedia Metallum wird als Gründungsjahr 2016 angegeben. Aus der Taufe gehoben wurde die Band von Sander Gommans (ex-After Forever) um die Musik seines Projekts „HDK“ live auf die Bühne zu bringen. Ersuchte und fand junge Musiker und setzte seinen Traum in die Wirklichkeit um. Selbst war er aber offensichtlich nie Mitglied der Band. Die Sängerin der Band, Marina La Torraca, konnte ich das erste Mal 2017 live erleben, als eine der vier Front-Ladies von Exit Eden. Im selben erschien auch das Debüt „Wasteland“. Der mit viel Progressive-Elementen gespickte melodische Metal gefiel mir von Anfang. Und 2018 war es mir vergönnt, die Band auch live auf der Bühne zu erleben, beim FemME in Eindhoven. Kürzlich erschien der Nachfolger „Titanium“. Also habe ich bei Sängerin Marina einmal neugierig nachgefragt.

KoR: Hallo, ich bin Rainer und schreibe für Keep on Rocking. Vielen Dank, dass ich dieses Interview mit Euch machen kann. Wie geht es Euch?

Marina: Mir geht es gut, vielen Dank. Ich hoffe, Dir geht es auch gut!

KoR: Ja, danke, Bitte stellt die Band kurz vor.

Marina: Phantom Elite ist eine, sagen wir mal, Modern Metal Band mit einem Hauch von Symphonic, Progressive und Alternative. Keine Angst vor Experimenten zu haben und die Latte hoch zu legen ist unser Motto Smiley 

KoR: Sander Gommans hat die Band vor einigen Jahren gegründet. Wie kam damals der Kontakt mit ihm zu Stande?

Marina: Ich lernte Sander und Amanda Somerville (seine Frau) vor vielen Jahren kennen, während der Gesangsaufnahmen eines Albums für eine seeehr alte Band von mir. Ein paar Jahre später habe ich ihn kontaktiert und gefragt, ob er eine Band kennt, in der ich singen kann, und von da an haben wir tatsächlich gemeinsam PE gegründet!

KoR: Sehe ich das richtig, dass Sander kein reguläres Mitglied der Band ist/wahr, die Band aber immer wieder unterstützt und gefördert hat?

Marina: Jep, das ist richtig! Bei „Wasteland“ war er auch ein wichtiger Songwriter. Jetzt übernehmen wir das Schreiben und er ist mehr in der überschauenden und ausführenden Produzentenrolle.

KoR: Die Encyclopaedia Metallum bezeichnet Eure Musik als Symphonischen Metal. Meines Erachtens ist das aber nur die halbe Wahrheit. Wie würdet Ihr selbst Euren Sound beschreiben?

Marina: Nun, wie ich schon sagte, ich denke nicht, dass wir sehr symphonisch sind  Smiley mit geöffnetem Mund Es ist auch schwer für uns, unseren Sound in nur eine Kategorie zu stecken. Es ist eher eine moderne Mischung aus verschiedenen Metal-Subgenres.

KoR: Habt Ihr musikalische Vorbilder?

140336328_3650298898421700_1411392617225169232_oMarina: Auf jeden Fall! Es gibt unendlich viele Künstler, die ich persönlich bewundere, aber um ein paar zu nennen: Amanda und Sander wegen ihrer Loyalität, Professionalität und der Balance zwischen Familien- und Berufsleben; Periphery, weil sie nicht nur eine super kreative Band sind, sondern auch wegen ihres erstklassigen musikalischen Könnens und ihres unternehmerischen Denkens; Gojira und Meshuggah für ihr Lebensgefühl; Andre Matos (RIP) hat mich immer aufgrund seines musikalischen Könnens, seiner Kreativität und weil er ein Landsmann ist, inspiriert; Gerard Way von MCR, weil er fast wie ein Renaissance-Künstler ist; und die Liste geht weiter und weiter Smiley.

KoR: Marina, Du stammst aus Brasilien (Sao Paulo), wohnst jetzt aber im deutlich kälteren Deutschland. Was hat Dich veranlasst, Deinen Wohnsitz von Südamerika nach Europa zu verlegen?

Marina: Haha, ja, es ist auf jeden Fall kälter. Ich bin eigentlich nach Deutschland gekommen, um etwas Deutsch zu lernen (ich hatte etwas Geld gespart, das für 2 Monate reichen sollte). Daraus wurde dann ein Austauschprogramm mit einer deutschen Universität, was dazu führte, dass ich hier Arbeit fand, was wiederum bedeutete, dass ich hierblieb! Es hat sich wie eine Schneeballeffekt entwickelt und es war überhaupt nicht geplant.

KoR: Die Band-Mitglieder wohnen in verschiedenen Ländern. Wie kompliziert ist da die Zusammenarbeit?

Marina: Oh, Joeri wohnt bei mir, das macht alles einfacher Smiley Max und Siebe können einfach zu uns rüberkommen, um sich zu treffen, oder wir können uns mit ihnen treffen. Wir sind nicht mehr als ein paar Stunden mit dem Auto voneinander entfernt. Und Sander wohnt ja praktisch in der Nachbarschaft!

KoR: Ihr habt „Titanium“ während der Corona-Pandemie aufgenommen. Wie schwierig war die Produktion in dieser Zeit?

Marina: Der ganze Lockdown und die Sonderregeln begannen, als wir die Aufnahmen beendeten, Gott sei Dank. Wir sind also gerade noch mal so davongekommen. Das Einzige ist, dass ich einige Gesangsaufnahmen zu Hause mit einer Decke über dem Kopf beenden musste, aber nichts allzu Schreckliches.

IKoR: m Album Booklet sind alle Musiker als Komponisten aufgeführt. Wie läuft bei Euch das Songwriting ab? Entwickelt Ihr die Songs gemeinsam im Studio oder nutzt Ihr eher die elektronischen Medien?

Marina: Jep, das ist richtig. Wir benutzen hauptsächlich elektronische Medien, entweder alle zusammen im selben Studio oder mit dem Hin- und Herschicken von Dateien, was viel praktischer ist – besonders heutzutage. Unser Gitarrist Max hat diesmal die meisten Instrumentalparts geschrieben und er ist schon beim Schreiben sehr produktionsorientiert, also macht es mehr Sinn, so zu schreiben.

KoR: In der Liste der Produzenten liest man viele bekannte Namen. Wie ist diese Zusammenarbeit abgelaufen?

Marina: Nun, Sander hat mit uns koproduziert – was großartig war und die Songs auf das nächste Level gebracht hat, was die Struktur oder die Kommerzialität der Tracks angeht, und Amanda hat einen fantastischen Job bei der Anleitung und Aufnahme meiner Vocals gemacht und alle Gesangslinien und Backing Vocals auf das nächste Level gebracht. Hannes Braun hat seine Magie beim Abmischen des Ganzen walten lassen, und Jacob Jansen hat das Album gemastert. Ein verdammt gutes Team, und es hat definitiv eine Menge zum fertigen Produkt beigetragen!

KoR: Die Songtexte stammen von Marina. Über welche Themen schreibst Du und woher nimmst Du die Inspiration dafür?

Marina: „Titanium“ handelt davon, in harten Zeiten Stärke zu finden und den Kampf weiterzuführen (wer hätte gedacht, dass das so gut zu dem passt, was die Welt gerade durchmacht). Ich neige generell dazu, über introspektive und persönliche Themen zu schreiben, aber bei diesem Album war es mehr eine bewusste Entscheidung. Die Inspiration kam wirklich von innen und von Dingen, die wir gemeinsam als Band durchmachen mussten, um weiterzumachen.

KoR: Marina, Du hast die Songs des Albums Deines Patrons bereits einen Tag vor Veröffentlichung präsentiert. Wie war das, Deine Fans im Video-Chat zu treffen? Wie wichtig ist Euch der Kontakt mit den Fans?

Marina: Oh, es war einfach herrlich! Ich hätte gerne eine Live-Party-Veröffentlichung gehabt (es war alles geplant!). Nächstes Mal, auf jeden Fall! Smiley.

Die Zuhörer und der Kontakt mit ihnen geben mir die nötige Energie, um das weiter zu verfolgen, was ich tue. Das ist genau das, was ich so sehr daran mag, in einer Band zu sein (im Gegensatz zu einem Theater-/Showsänger), und ganz speziell an der Metal-Szene.

KoR: Zwischen „Wasteland“ und „Titanium“ liegen vier Jahre. Wie unterscheiden sich die beiden Alben voneinander?

Marina: So viel? Theoretisch nur 3, haha. Nun, es ist praktisch eine andere Band. Nur Sander und ich sind vom ersten Line-Up „übrig“, also beeinflusst das natürlich die Musik. Zum Beispiel ist „Wasteland“ proggiger, und „Titanium“ ist moderner und härter. Ich denke auch, dass wir aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt haben und deshalb einige Änderungen vornehmen konnten, die das Gesamtergebnis verbessert haben.

KoR: Zwischen „Wasteland“ und „Titanium“ liegen aber auch diverse Umbesetzungen. Einzige Konstante ist die Sängerin. Sind solche Wechsel eher hinderlich oder beflügeln sie die Arbeit?

Marina: Jep. Smiley Besetzungswechsel sind nie einfach, aber das hier war das absolut Beste – ohne die Ex-Bandmitglieder zu schmälern, natürlich! Ich meine nur, dass wir eine kleine Gruppe von Gleichgesinnten gefunden haben, die wir gerne als Familie bezeichnen (was für mich auf dem Höhepunkt meiner Karriere das Wichtigste ist, ich kann das nicht genug betonen). Es hat eine Weile gedauert, bis wir gelernt haben, miteinander zu arbeiten, aber wir sind auf einem sehr guten Weg. Ich hoffe wirklich, dass diese Besetzung weiterhin so fruchtbar und vielversprechend bleibt!

KoR: Habt Ihr schon Pläne für die Zeit nach der Pandemie?

Marina: Oh, absolut! Wir arbeiten an Material, um „Titanium“ weiter zu promoten, und haben gleichzeitig ein Auge auf das Touren UND neue Songs.

KoR: Ich bedanke mich noch einmal für das Interview. Wollt Ihr den Fans zum Schluss noch etwas sagen?

Marina: Vielen Dank dafür! Bleibt dran für alles was PE betrifft auf unseren sozialen Medien. Und wenn Ihr Euch dafür interessiert, was ich vorhabe, könnt Ihr mir auch gerne folgen bzw. meiner Patreon-Community beitreten Smiley Ich werde im Laufe des Jahres einige ziemlich coole Neuigkeiten zu berichten haben! Wir werden uns alle wiedersehen!

Phantom Elite sind:

Marina La Torraca – Vocals,
Max van Esch – Guitars, Bass
Joeri Warmerdam – Drums
Koen Stam – Keyboards

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