Wir sehen all diese Ziele als Ansporn, 110% zu erreichen – Interview mit Lapsus Dei

Sea of Deep Reflections - album 2020Vor einigen Wochen erhielt ich einen Promo-Download vom vierten Studio „Sea Of Deep Reflections“ der chilenischen Band Lapsus Dei. Zuvor hatte ich noch nichts von der Band gehört. Aber die Songs auf dem Album haben mir sofort gefallen. Feinster Melodic Doom Metal. Lapsus Dei wurden 1998 in Temuco (Región de la Araucanía, 670 km südlich der Hauptstadt Santiago de Chile) gegründet. Inzwischen wohnen die Mitglieder aber offensichtlich in der Hauptstadt. Bisher wurde vier Alben mehrere EPs und Demos veröffentlicht. Klingt nicht viel für mehr als zwanzig Jahre Bandgeschichte. Ist aber verständlich, wenn man auf die vielen Besetzungswechsel schaut.

KoR: Hallo, ich bin Rainer und schreibe für Keep on Rocking. Danke, dass ich dieses Interview mit Euch machen kann. Wie geht es Euch? 

Lapsus_Dei_2Lapsus Dei: Hallo Rainer, schön dich kennenzulernen, uns allen geht es gut, ein wenig von der Pandemie betroffen, aber wir kämpfen jeden Tag darum, weiterzukommen. Die Szene ist nicht gelähmt, sondern hat ihre Energie in Streaming und soziale Netzwerke gesteckt.

KoR: Stellt Euch bitte kurz vor.

Lapsus Dei: Wir sind Lapsus Dei, eine chilenische Band, die seit 20 Jahren Doom Metal in all seinen Varianten spielt. Wir haben eine abwechslungsreiche Diskographie, Lapsus Dei hat die Bühne mit großartigen Bands wie

KoR: Wie würdet Ihr Euren Musik-Stil beschreiben.

Luis Pinto - DrumsLapsus Dei: Wir waren nie ruhig und suchen immer nach Weiterentwicklung. Wir versuchen uns einfach als Doom Metal Band zu bezeichnen, da dieses Genre die Möglichkeit bietet, mit anderen Stilen experimentieren zu können. Im Moment versuchen wir progressive Facetten einzubeziehen.

KoR: Wenn ich das richtig sehe, dann ist Gitarrist Rodrigo Poblete das einzig verbliebene Gründungsmitglied. Haben die vielen Lineup-Wechsel zu Veränderungen im Sound geführt?

Lapsus Dei: Es ist richtig, dass er ein Gründungsmitglied ist, trotzdem wurden die Änderungen allmählich vorgenommen, es gibt Zines und Websites, auf denen viele Änderungen erwähnt werden, aber viele von ihnen waren Session-Musiker. Rodrigo Poblete - Guitars and vocalsWie wir in der vorherigen Frage erwähnt haben, versuchen wir immer, uns weiterzuentwickeln. Vielleicht ist das nächste Album mehr akustisch, Möglicherweise mehr Doom Death. Wer weiß!

KoR: Denkt man bei so vielen Besetzungswechseln auch manchmal ans Aufhören?

Lapsus Dei: Wir sind stärker als je zuvor, wir sind seit vielen Jahren in der aktuellen Besetzung und machen viele Dinge, die mit der Band zu tun haben. Wir haben Jobs und Verträge bis 2023, daher ist „weglaufen“ für uns keine Option. Im Gegenteil, wir sehen all diese Ziele als Herausforderung und als Ansporn, 110% zu erreichen.

KoR: Aktuell spielt Ihr in klassischer Metal-Besetzung, also Gitarre, Bass, Schlagzeug und Gesang. In der Vergangenheit hattet Ihr auch Keyboards und sogar Violinen eingesetzt. Warum verzichtet Ihr jetzt darauf?

Lapsus Dei: Im Laufe der Jahre stellten wir fest, dass je mehr Musiker in einer Band sind, Entscheidungen langsamer getroffen werden, was uns irgendwann Probleme bereitete. Zum Beispiel hatten wir 2002 ein Angebot von einem wichtigen europäischen Label, wir waren 6 oder 7 Musiker, Agustin Bastias - Bassich erinnere mich nicht mehr genau. Aber wir konnten uns nicht einigen und haben die Chance verspielt, die sie uns gaben. Ein weiterer wichtiger Grund ist, dass Produzenten aufgrund der damit verbundenen Kosten, Besetzungen mit vielen Musikern sind nicht mögen. Es ist auch einfacher zu komponieren und die Technologie ist in dieser Hinsicht auf unserer Seite. Jedenfalls sind dies aktuelle Betrachtungen. In diesen vergangenen Zeiten war es etwas, was natürlich geschah.

KoR: Könnt Ihr Euch vorstellen, in Eure Songs auch klassische chilenische Musik-Instrumente wie Panflöte oder Quena einzusetzen?

Lapsus Dei: Natürlich haben wir in unserer zweiten Demo eine Panflöte im Song „Mistika“ verwendet. Wie auch immer, Chile ist ein Land, das seine Wurzeln nicht zu sehr instrumentalisiert, es ist eher ein modernes Land, sehr technologisch, mit schnellen und hektischen Städten, und unsere Ureinwohner wurden leider vergessen. Es gibt viele Bands, die versuchen, diese Kultur zu retten und wir bewundern sie.

Lapsus_Dei_1KoR: Wie läuft bei Euch das Songwriting ab?

Lapsus Dei: Die Bandmitglieder kommen mit Textentwürfen und wir analysieren und verbessern diese. Manchmal passen sie zur Musik. Aber es kommt einfach auch vor, dass wir Texte schreiben, die gut zu den Kompositionen passen.

KoR: Was inspiriert Euch beim Schreiben neuer Songs?

Lapsus Dei: Im Allgemeinen beschreiben die Texte, wie wir leben, wie isoliert wir uns in einem Meer von Menschen fühlen, wie das Leben Dir zeit stiehlt und Du das aber nicht erkennst. Es sind persönliche Wahrnehmungen, mit denen wir versuchen, vom Rest der Menschen verstanden zu werden. Wir stehen unseren in diesen Texten enthaltenen Ideen sehr kritisch gegenüber.

KoR: Ihr habt das aktuelle Album über das lettische Label Sliptrick Records veröffentlicht. Wie kam es zu diesem Label-Deal?

Lapsus Dei: Wir suchten nach verschiedenen Optionen, wir hatten die Unterstützung anderer Metal-Labels, mit denen wir früher gearbeitet haben, wir wollten nach etwas Neuem suchen. Lapsus_Dei_3Wir hatten mehrere Vorschläge, aber auf administrativer Ebene waren wir nicht sehr überzeugt. Sliptrick Records präsentierte uns einen detaillierten Arbeitsplan, wir prüften diesen bis ins letzte Detail und akzeptierten ihn. Bisher läuft es sehr gut, das Album wurde in vielen Ländern veröffentlicht und die Verkaufszahlen sind ausgezeichnet.

KoR: Wie wichtig sind Euch Live-Auftritte und der Kontakt zu Euren Fans?

Lapsus Dei: Für uns ist es sehr wichtig, ständigen Kontakt zu unseren Fans zu haben. Deshalb gründeten wir in unseren sozialen Netzwerken eine Gruppe, um mit allen in Verbindung zu bleiben, die über die Band sprechen möchten oder Hilfe oder Rat brauchen, bei denen wir hilfreich sein können. Nicht immer geht es um Musik, wir sind eine großartige Familie, die sich gegenseitig unterstützt. Ohne unsere Fans wäre unser Weg sehr steinig. Wir geben alles auf der Bühne, Sie können unsere Videos auf YouTube suchen und Sie können die Intensität sehen, die wir in jeden Auftritt stecken. Alejandro Giusti - Vocals and guitarDie Leute bezahlen viel Geld für ein Ticket, und erwarten von der Band dass sie ihr bestes gibt.

KoR: Wie sieht es mit der Metal-Szene in Chile aus? Habt Ihr Kontakte zu anderen Bands?

Lapsus Dei: Die Metal / Rock-Szene in Chile ist groß und professionell, jeden Monat werden neue Alben veröffentlicht. Die Bands stehen in einem gesunden Wettbewerb und sie alle unterstützen sich gegenseitig, sie sind alle extrem ausgestattet. Wir kennen Dutzende großartiger Gruppen, sowohl in Chile als auch im restlichen Südamerika, Mexiko, Europa usw.

KoR: Ich bedanke mich noch einmal für das Interview. Wollt Ihr den Fans zum Schluss noch etwas sagen?

Lapsus Dei: Wir sind voller Erwartung mit all der Furore, die unser neues Album erzeugt, wir hoffen, dass es alle möglichen Leute erreicht. LapsusDei-1Wir haben neue Freunde, neue Fans. Viele gute Kommentare in unseren sozialen Netzwerken. Wir arbeiten an mehreren Touren in Chile, Südamerika zusammen. Wenn die Sterne gutstehen, hoffen wir, Termine in Europa und Mexiko hinzuzufügen. Gebt auf Euch acht! Kämpft für Eure Familien, seid einfühlsam gegenüber denen, die Hilfe brauchen. Wir werden uns demnächst in einer Show sehen!

Lapsus Dei sind:

Alejandro Giusti – Vocals, Guitars
Agustín Bastías – Bass
Rodrigo Poblete – Guitars, Vocals
Luis Pinto – Drums

2 Gedanken zu “Wir sehen all diese Ziele als Ansporn, 110% zu erreichen – Interview mit Lapsus Dei

  1. Pingback: Slaverty – Beyond Imagination | Keep on Rockin'

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..